Der Regen
Der Regen
Unten dort am Weiher tief,
sie leise um Hilfe rief
des Mörders Augen blitzen,
Hände an ihrer Kehle sitzen,
von rosigen Lippen ein gurgelnden Leiden,
war ihr Tod nicht zu beneiden.
während ihr letztes Stündlein schlug,
drückte er fester, noch wars nicht genug,
winzige Regentropfen benetzten ihr Haar,
als sie ihrem Tod ins Angesicht sah,
verstummt war jetzt der Vögel Gesang
während er mit dem Dolche in sie drang,
wie die Nacht sich auch dreht und wende,
flieht die Zeit, es naht das Ende,
hier liegt sie nun, still, stumm,
vorbei ihr Leben, es war um,
Monde wandern ,Tage vergingen,
sich Algen an ihrem Körper verfingen,
dunkelrot im Dämmerlichte am Waldesrein,
sah man ihre Leiche dort im Lichterschein,
während sich über ihr die Wolke bricht,
benetzt der Regen ihr trauriges Gesicht,
perlten über ihre Wangen, als weine die Maid,
in ihrem weissen Hochzeitskleid,
tausende Tropfen fielen herab,
auf ihr nasses kaltes blättriges Grab,
wurde es Nacht und wurde es Tag,
als sie in ihrem Blute lag
ihre Schönheit war zerronnen,
Spinnenweben waren um sie gesponnen,
Wasserratten nagten an ihrem Gebein,
sie sollte nie mehr die Schönste sein,
war auf dem Weg zur ihrem Gatten,
jetzt war sie ein Werk der Ratten,
war lieblich schön, voller Lebensmut,
während sie jetzt im Wasser ruht,
der Regentropfen viele, das Blut verwischt
blutige Spuren mit dem Regen vermischt,
aufgedunsen als Wasserleiche,
neben einer alten verwurzelten Eiche,
anstatt strahlend stehend am Altar,
sie Siegholds Liebste gewesen war
langsam sank sie aúf den Wassergrund,
schrecklich verzerrt war ihr einst schöner Mund,
mit einem Ungeborenen dabei,
so waren es des Mordes schon mal zwei,
Auf eine beängstigten Art und Weise,
gehen die Leichen auf ihre Reise,
Nie ruht der See ,er schäumte wild, erhaben,
als wolle er nun etwas sagen,
Regentropfen um Regentropfen, ihren letzten Segen,
der Himmel weinte , wird es Sühne geben?
Tage später an der hohen Klippe,
rutschte Sieghold auf des Totens Schippe,
ausgerutscht auf nassem Laub,
seines erbärmlichen Lebens beraubt,
zerschellte sein Leib an dem Felsengestein,
sollte sein Leben auch zu Ende sein
er seine Braut gemordet, des Kindes wegen,
ewiglich verflucht, ohne Gottes Segen.
Und der Regen verwischt all die Spuren nun,
das Wasser hat noch viel zu tun,
der Morde viele, hier und dort,
möglich auch am anderem Ort!
.
Das Schilf wippt stürmisch nun im Winde
die tote Mutter mit dem Kinde.
ihren Mörder mit sich nahmen,
konnte man ihre Genugtuung nur erahnen,
Wer nun stehet, an des Weihers Stufen,
vernimmt fern der gemeuchelten Rufen,
drum Siegholds denket dran,
was ihr Weib und Kinde angetan,
klingt, kling hörst die Uhr des Lebens,
bemühest du dich auch dann vergebens,
der Tod nähert sich, Schritt für Schritt
passt du auch auf, er nimmt dich mit.