>
Gedicht drucken


Von Raben und anderen schwarzen Gestalten - Kapitel 2: Tod und Teufel

Der Tod – die Konsequenz

Des Strebens nach dem Sinn

Des eignen Lebens,

Nach dem Sinn der Existenz

Der eignen gegenwärtigen Präsenz.

- eigene Dichtung

 


In der Pause begegnete er Anna.

„Hey Erik“, begrüßte sie ihn mit einem sanften Lächeln, „warum warst du gestern nicht mehr in ICQ on? Ist was passiert?“ Sie machte sich Sorgen um ihn.

„Ich war gestern nach der Schule mit Phil im Musikladen und da stand ein Nachbau von dieser Ken Lawrence-Explorer von James Hetfield. Die, mit der Holzoptik. Ich konnte meine Mum zu Hause überreden sie mir zu kaufen. Als ich dann wieder im Musikladen stand, durfte ich gerade mit ansehen, wie die Gitarre von einem andern Kerl gekauft wurde.“

 

Sie schloss ihn mit einem traurig-bemitleidenden Blick in die Arme. Er erwiderte die Umarmung und genoss den Augenblick.

Als sie sich wieder voneinander lösten fragte Erik: „Wie kommt es eigentlich, dass ich dir gestern auf dem Weg nach Hause übern Weg gelaufen bin und wir uns nicht im Bus gesehen haben?“

„Ich hatte gestern nur 4 Stunden. Oh, und bevor ich’s vergesse: Ich komm in deine Klasse.“, verkündete sie freudestrahlend.

„Cool! Wie kommt’s?“

„Naja, ich hab meine Klassenlehrerin gefragt, ob ich die Klasse wechseln darf…“

„Kommst wohl nicht mehr mit den Idioten klar…“

Anna seufzte wütend.

„So viel Dummheit auf einem Haufen gehört umgebracht!“

Anna war in der Parallelklasse von Erik und der einzige Mensch aus dieser Klasse, den er nicht am liebsten erschießen würde.

 

Nach der Schule trafen sich Erik, Phil und Anna vor dem Haupteingang der Schule und gingen gemeinsam zur Bushaltestelle. Anna legte ihren Arm um Eriks Schulter und lächelte glücklich. Phil warf den beiden einen vielsagenden Blick zu. Als sich Nimmer auf Eriks Schulter niederließ, konnte Phil sich ein „Da ist wohl jemand eifersüchtig“ einfach nicht verkneifen.

Könnten Blicke töten, Phil wäre in diesem Moment von Anna und Erik zerfetzt worden.

 

An der Bushaltestelle angekommen verabschiedete sich Phil von Anna und Erik und ging Richtung Bahnhof.

„Meine Mum will, dass ich mit ihr einkaufen geh“, antwortete Phil auf die Frage, was er am Bahnhof mache.

Als er in den Bus einsteigen wollte, sagte ihm der Busfahrer genervt und gereizt, dass Tiere draußen bleiben müssten.

„Dann steig am besten auch aus“, murmelte Erik.

„Was war das?!“

„Nichts. Auf Nimmer, ab mit dir.“ Erik scheuchte den Raben von seiner Schulter.

Erik und Anna bekamen ausnahmsweise einen Sitzplatz, was sie aber nicht vor den Blicken der anderen Fahrgäste schützte.

„Kannst du mal aufhören meine Freundin so anzustarren?!“, fuhr Erik denselben Jugendlichen an, der ihm bereits am Vortag so auffiel.

„Beruhig dich Schatz, der ist es nicht wert“, entgegnete Anna gelassen.

 

 

 

 

 

„Mach’s gut, Schatz. Bis morgen“, verabschiedete sich Anna als sie an Eriks Haustür angekommen waren.

„Warte! Du kannst bestimmt bei uns mitessen!“, versuchte Erik sie zum Bleiben zu bewegen.

„Hm…OK, ich ruf mal meine Mum an und frag, ob das in Ordnung ist.“

 

Fünf Minuten später saßen sie zu dritt am Esstisch, Anna und Erik nebeneinander.

„Wie kommt es, dass ihr zusammenseid? Und seit wann?“

Anna antwortete: „Och, das kam quasi über Nacht.“

Eriks Mum warf ihm einen tadelnden und vielsagenden Blick zu.

„Nicht das, was du denkst!“, entgegnete Erik und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Wir sind offiziell seit heute Morgen zusammen. Gestern bin ich ihr auf dem Weg nach Hause begegnet und sie hat mir zum Abschied einen Kuss gegeben. Naja, damit war dann alles geklärt.“

„Aha….Dann macht euch mal an die Hausaufgaben. Und ich meine auch wirklich HAUSAUFGABEN!“

„Mum! Beruhig dich, verdammt nochmal!“, erwiderte Erik sichtlich genervt von der Art seiner Mutter. Anna musste sich ein Lachen verkneifen.

In Eriks Zimmer brach sie in schallendes Gelächter aus und sagte zu ihm: „Eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir nicht was in Biologie aufhaben, aber ich glaube, dann hätte uns deine Mum umgebracht.“

„Hoffen wir mal, dass sie nicht gleich ins Zimmer kommt und uns eine Packung Kondome hinlegt“, antwortete Erik.

In dem Moment kam Eriks Mutter ins Zimmer, was bei den beiden zu einem Lachanfall führte.

„Was ist denn so lustig?“, wollte Eriks Mutter wissen.

„Ach, nichts“, antwortete Anna an Eriks Stelle.

„Erik, die Werkstatt hat angerufen. Du kannst dein Motorrad abholen.“

„Was? Ach so. Ja, OK. Danke“, antwortete Erik. „Warte!“

„Was ist denn?“

„Kannst du uns zur Werkstatt fahren? Wir kommen dann mit meinem Motorrad zurück. Ich will morgen nicht schon wieder Busfahren.“

„Gut, ausnahmsweise“, antwortete seine Mutter auf die Frage.

 

Anna musste nochmal bei sich zu Hause vorbei. Da ihr Vater auch ein Motorrad besaß und sie ab und zu mit ihm mitfuhr, hatte sie die nötige Ausrüstung parat.

 

Eriks Motorrad war ein Geschenk seines Opas zu seinem achtzehnten Geburtstag.

Eine Spezialanfertigung von einem Freund seines Großvaters. Alles an diesem Motorrad war handgeschraubt. Es hätte Erik nicht gewundert, wenn der Freund seines Großvaters sogar die Teile für den Motor selbst hergestellt und zusammengebaut hätte. Am tollsten an seinem Motorrad fand er aber das Aussehen: mattschwarz, mit einem dunkelgrauen stilisierten Raben auf beiden Seiten. Das Motorrad war selbstverständlich kein Stück gedrosselt.

„Lieber lernst du jetzt, mit der Geschwindigkeit umzugehen, als dass du nachher versehentlich gegen eine Wand fährst, weil du die Geschwindigkeit noch nicht gewohnt bist“, waren damals die Worte seines Großvaters gewesen.

 

Als Anna das Motorrad sah, fiel ihr vor Staunen die Kinnlade runter.

„BAM!!“, war das Einzige, was Erik bei ihrem Blick in den Sinn kam.

„Muss fahren!“, sagte Anna, immer noch hin und weg vom Aussehen des Motorrads.

Es war Samstag und Erik langweilte sich tierisch. Eigentlich wollte er das Wochenende mit Anna verbringen, aber die hatte ihrer Großmutter versprochen dieses Wochenende zu ihr zu kommen. Draußen wurde es schon dunkel. Erik entschloss spontan ein paar Runden mit seinem Motorrad im Ort herumzufahren, damit er sich wieder daran gewöhnen konnte im Dunkeln zu fahren. Wenn er einen Unfall bauen sollte, dann war es ihm lieber, es geschah hier in diesem kleinen Kaff als in der Stadt, in der ihm wahrscheinlich einige Autofahrer noch absichtlich überfahren würden um sicherzugehen, dass er auch wirklich tot war.

 

Zunächst fuhr Erik die Innerorts vorgeschriebenen 50km/h, beschleunigte jedoch bald auf 80km/h. Er wusste, dass er wesentlich schneller fahren konnte. Und er tat es. 100km/h, 120km/h, 150km/h…

Vor ihm tat sich eine gerade verlaufende Straße auf. Er wusste, dass dies die nächste Zeit so bleiben würde und dass danach nur leichte Kurven kamen. Er beschleunigte weiter. 180km/h. Er dachte kurz darüber nach, ob er noch weiter beschleunigen sollte, als er in einiger Entfernung eine Gestalt mitten auf der Straße stehen sah. Er nahm das Tempo zurück und wunderte sich, warum der Fremde nicht zur Seite ging. Er fuhr mit 80km/h an dem fremden Mann vorbei, parkte sein Motorrad am rechten Fahrbahnrand und stieg ab. Er ging auf den Mann zu.

 

„Ich hatte befürchtet, ich müsste in eines der Häuser einbrechen. Gut, dass ich dich getroffen habe“, lautete die verwirrende Begrüßung des Fremden.

„Wer zum Teufel sind Sie?! Und warum haben Sie sich mir in den Weg gestellt? Ich war gerade so schön am Rasen“, antwortete Erik etwas enttäuscht über die unfreiwillige Unterbrechung seiner Fahrt.

Der Fremde schaute Erik tief in die Augen und grinste ihn an. Dabei wurden seine Eckzähne immer länger…

„Heilige Scheiße…!“, entfuhr es Erik, der einige Schritte zurückwich.

„Keine Angst, mein Kleiner. Du wirst nicht zu einem Wesen wie ich es bin. Ich werde dich aussaugen und dir danach den Kopf abhacken um sicherzugehen, dass du dich nicht verwandelst.“

Noch bevor Erik Zeit zum Reagieren hatte, war der Vampir bei ihm und bohrte seine Zähne in seinen Hals. Der Schmerz war heftig und Erik war beinah froh, dass es gleich vorbei sein würde. Der Vampir ließ von ihm ab und Erik sank zu Boden. Er gönnte sich einige Sekunden der Entspannung, um diesen Moment zu genießen.

Mein erstes Blut seit Wochen! Und dann auch noch so jung.

Der Vampir lächelte glücklich. Er zog einen Langdolch und wollte sich zu Eriks Leichnam hinunter beugen um ihn zu enthaupten, als sich die Raben auf ihn stürzten. Er schlug wild um sich und erwischte einige Raben mit seinen krallenähnlichen Fingern und dem Dolch, doch es waren einfach zu viele.

Der Vampir zog sich zurück. Als er einige Stunden später wiederkam, musste er feststellen, dass der Leichnam verschwunden war.

„Verdammt!“, fluchte der Vampir lautstark, „so etwas wollte ich doch vermeiden!“


Avatar Rabenfeder

Geschrieben von Rabenfeder [Profil] am 19.01.2011

Aus der Kategorie



Logo Creative Commons
Dieses Werk ist durch die Creative Commons Lizens geschützt. Bitte bachte die Rechte

Dieses Gedicht oder ein Kommentar enthält anstößige Wörter oder Beleidigungen?

Tags (Schlagwörter):

Noch keine Tags vorhanden. Wenn du dieses Gedicht geschrieben hast, kannst du selber Tags hinzufügen.

Bewertungen

3 Punkte
Punkte: 11 bei 3 Bewertungen. Das Entspricht im Durchschnitt 3.67 Punkte
(Punkte können mit einem neuen Kommentar vergeben werden.)

Anzahl Aufrufe: 1602


Dieses Gedicht teilen


Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

 HB Panther 19.01.2011, 18:00:16  
Avatar HB PantherHunder prozent, irgentwie wünschte ich es gäbe davon eine verfilmung, man bist du talentiert :-)

 darkmoon 09.07.2011, 12:38:09  
Avatar darkmoonalso ich brauch keine verfilmung, das kopfkino, das aus deinen Worten kommt ist einfach nur zum süchtigwerden oder auch megahammeroberaffengeil

Kommentar schreiben und Punkte vergeben

Bitte melde dich ganz oben auf der Seite an um einen Kommentar zu schreiben und Bewertungen zu vergeben

Andere Gedichte von Rabenfeder

Alas! All Is Darkness - Übersetzung
Alas! All Is Darkness
The Starkeeper//Star Heart - Übersetzung
The Starkeeper//Star Heart
Seraph (Eternal Star) - Übersetzung
Seraph (Eternal Star)
Be The Elements
Sleepwalking The Stairs Of Abiiss (Übersetzung)
Sleepwalking The Stairs Of Abiiss
Ich saß

Die beliebtesten Gedichte:

Unausweichlich Tod
Kraniche
Im Regen
Verwirrte Worte
Wer Sehnsucht kennt...
Fluch(t) der Träume
Panthers letztes Schriftstück
Still und bescheiden
Der Mittag
Am Abend danach

Die neusten Gedichte:

Friedenslieder, aber wann?
Leicht durchs Leben fliegen
Meine alten Tage
Für Ewig
Vorurteile
Vertiefen
Nie wieder ... !
leere Im Zimmer
Oberflächlich
Manchmal...

Oft gelesene Gedichte:

Ich liebe Dich mein Schatz
Danke an unsern Lehrer!!
An meine liebe Frau
Was ich meinen Kindern immer mal sagen wollte...
Für meine Schwester
Für meinen Schatz
Ich Denke an Dich...
Hab Dich Lieb Mama
Für mein Schatz
Meine Oma