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Die Birke

Die Birke - Engelsbegegnungen

Ich war noch nicht ganz  sechs Jahr,
da bekam ich einen Stiefvater – ja das ist wahr.
Insgesamt zehn Kinder wir gewesen sind,
doch nur die Jüngste von uns war sein Kind.

Sie liebte er wie von uns sonst keinen,
es war manchmal schlichtweg zum Weinen.
Sie erhielt von allem stets das Beste,
für uns andere blieben häufig nur die Reste.

Viel verlangt wurde von uns allen,
dabei durfte kein Lachen erschallen.
Und meine Mutter war zu krank und schwach,
um zu schlichten so manchen Krach.

Doch ich ließ mir das Lachen nicht verwehren,
behielt meine Frohnatur, trotz manchem Entbehren.
Was mir meine Fröhlichkeit erhielt?
Mein Glaube an Engel hat da eine große Rolle gespielt.

Eine Birke direkt vor meinem Fenster stand,
ihre Anziehungskraft habe ich schnell erkannt.
Hatte ich Sorgen und war plötzlich verschwunden,
so hat mich meine Familie oft bei der Birke gefunden.

Meine Schwester erzählt mir noch heute,
wie dies alle, die mich sahen, erfreute.
Mein Anblick habe sie damals verzückt.
Heute dagegen finden es alle verrückt.

Meine Birke war für mich damals wunderschön,
sobald ich sie sah, war es um mich geschehen.
Ich schlich mich oft heimlich raus,
um ihr zu erzählen von meinem Graus.

Es war wie ein Zauber, wie ein schöner Traum,
ich sah Engel und Feen in dem Baum.
Ich setzte mich zur ihr und ließ es geschehen.
So etwas hatte ich nirgendwo anders gesehen.
Sie waren da, weil ich sie brauchte,
sie waren da, weil ich ihnen vertraute.

Je öfter ich mit ihnen sprach und zum Hören war bereit,
desto stärker wurde das Band der Verbundenheit.
Sie gaben mir Kraft, sie gaben mir Mut
und das war damals für mich unglaublich gut.
Jeden Tag führte zur Birke mein Gang,
mein Herz war dabei voller Gesang.

Manchmal wär ich heut gern noch mal Kind,
das in seiner Phantasie, ganz geschwind,
in Sturm- und Drangzeiten einen Zufluchtsort find‘.

Es kam der Winter, es war mächtig kalt.
Nach der Schule ging es nach Hause alsbald.
Viel Freude hatte ich beim Iglu- und Schneemannbauen.
Da vergaß ich sogar glatt, nach meiner Birke zu schauen.
 
Doch dann wurde es wärmer, es kam das Frühjahr
und ich nahm meine Birke wieder wahr.
Mit ihren frischen Blättern erschien sie mir schön wie noch nie,
bei ihr empfand ich so viel Harmonie.
Ich konnte ihr wieder meine Lieder singen,
und um sie herum vor Freude springen.

Dann kam der Tag, der für mich endete im Schock.
Ich war fast zuhause von der Schule zurück,
war voller Freude und voll mit Glück,
den ganzen Nachhauseweg gehüpft in einem Stück.
Die Sonne sie strahlte, der Tag war soo schön!
Ich wollte gleich zu meiner Birke gehen,
doch plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen.

Mir stockte der Atem, mir wurde ganz schlecht,
was ich dort sah, das war nicht gerecht!
Ich sah einen Bagger und ein großes Loch,
da, wo ich gestern gesessen noch,
da, wo die Birke stand, da war nichts mehr.
Ich war wie benommen, ich fühlte nichts mehr.
Dann habe ich geweint und laut geschrien,
meine Mutter kam, um mich wegzuziehen.

Es war in mir ein solcher Schmerz,
es zerriss mir geradezu das Herz.
Dass Menschen so sind, konnte ich nicht verstehen,
wollte nicht glauben, meine Birke nie wieder zu sehen.
Den Ort, an dem mir die Engel hatten gegeben,
so viel Mut und Kraft für das tägliche Leben.

Viele Jahre sind seither ins Land gegangen,
mit manch Schönem, aber auch Zagen und Bangen.
Lange hatte ich beide vergessen -
den Trost durch die Engel und die Birke, an der ich gesessen.

Doch eines Tages hat mich die Sehnsucht gepackt,
ich fühlte mich innerlich aus dem Takt.
Und ich fing wieder an zu suchen,
hoffte, die Engel meiner Kindheit würden mich wieder besuchen,
Und da, es war kurz vor Ende des Jahres,
da begann es, mein Wunder, mein wahres.

Die Gewissheit, dass Gott mich liebt erfüllte mein Herz
und plötzlich löste sich auf all mein innerer Schmerz.
Ich fühlte mich wie auf Wolken schwebend,
das war für mich ausgesprochen erhebend.

Seither ermutigt mich diese Kraft,
manch neues zu wagen, was ich bisher nicht geschafft:
Gedichte und Geschichten zu schreiben, zu basteln, zu malen,
das Rauchen zu lassen – das bringt mich zum Strahlen.

Noch heute fühle ich mich Bäumen und der Natur sehr verbunden,
dort fühle ich mich frei und ungebunden.
Nein, ich höre sie nicht mehr
– die Engel meiner Kindertage.
Dies zu erleben ist vielleicht nur Kindern gegeben.
Doch da ist Gottes Kraft,
die ich in mir trage.
Und ich bete, dass sie mich weiter trägt im Leben.
Ganz tief in meinem Herzen
ist sie mein Licht,
ganz tief in meinem Herzen
bleibt sie ewiglich.

Avatar Kein Bild

Geschrieben von landhut51 [Profil] am 10.03.2015

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Tags (Schlagwörter):

Kindliche, Leichtigkeit, um, mit, Sorgen, und, Leid, umzugehen..

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