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Die Leute schweigen.

Die Kirche ist still.

ich weiß, ich muss zum Mikrofon steigen,

aber das ist das Letzte, was ich will.

 

Meine Mutter schiebt mich,

ihr Gesicht ist nass,

und ich denke nur an dich.

Was soll ich bloß sagen, was?

 

Doch am Ende,

nach einigen Sekunden,

was zittern meine Hände?

stehe ich auf der Bühne, die vergangene Zeit kommt mir vor, wie Stunden.

 

Und ich umkralle die Zettel in meiner Hand,

während die Menge wartet,

lauschend gespannt,

sie fragen, wann sie denn startet?

 

Doch, ich kann nicht,

es ist zu schwer,

irgendwie schwindet das Licht,

das Blatt ist plötzlich leer.

 

Ich erinnere mich an einen Sommer mit dir,

wir waren draußen am Strand,

du spieltest Klavier,

wir tobten außer Rand und Band,

 

durch die Wellen,

und lachten laut und lange,

wir sahen Delfine neben uns her schnellen,

sie stubsten dir gegen die Wange,

 

und ich erinnere mich,

wie wir lagen, auf dem Dach,

schauten rundum glücklich,

in die Sterne, in dieser Nacht,

 

Weißt du noch, was wir taten,

als wir einmal allein waren?

wir setzten uns in unsern Garten,

und ließen unsre Gedanken fahren,

 

in eine ungewisse Zukunft,

in der wir immer beisammen sein wollten,

und ohne die geringste Vernunft,

niemals das tun, was wir sollten,

 

Du hast mir mal erzählt,

was du dachtest,

als ich kam zur Welt,

dass du einen Freudensprung machtest,

 

als Daddy dir sagte, dass ich ein Mädchen wär,

und dass du mich vom ersten Moment an liebtest,

eben wie Schwestern und doch noch tausendmal mehr,

dass du alles für mich tun würdest,

 

und glaub mir,

ich hab nie daran gedacht, ohne dich zu sein,

und doch stehe ich hier,

und fühle mich allein.

 

Mein linker Arm ist verbunden,

und ich wünscht, ich wär ebenfalls gestorben,

doch ich lag nur ein paar Stunden,

in der Klinik, doch fühl ich mich, als wär ich ohne dich verdorben ...

 

Mein Gott, was mussten wir auch streiten,

bei dieser einen Autofahrt,

ich wollte dich doch nur begleiten,

aber du hast so auf der Richtigkeit deiner Worte beharrt,

 

es tut mir Leid, mein Schwesterherz,

ich liebe dich bis in den Himmel,

mein Gott, er zerfrisst mich, dieser Schmerz ...

ich hoffe deine Träume sind wahr geworden und du bist jetzt ein Engel...

 

Jemand räuspert sich,

welch einsamer Laut,

und ich entsinne mich

wer mich alles anschaut ...

 

So steh ich, da sind viele Gäste,

die Tränen laufen mir, wie Regen übers Gesicht,

vor den Fenstern wiegen sich die Äste,

und die Erinnerung an dich, leuchtet wie ein Licht ...

 

Ich will was sagen, aber anstatt Worten,

kommt der Regen,

der Himmel öffnet seine Pforten,

ich stehe da und weine, weine an, dagegen.

 

Jemand zieht mich fort,

von der gaffenden Menge,

fort an einen ruhigeren Ort,

ich weine in Mamas Armen,

 

und wünschte, du wärst bei mir.

 


Avatar jaylynn

Geschrieben von jaylynn [Profil] am 25.04.2012

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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

 jaylynn 25.04.2012, 21:41:10  
Avatar jaylynnFür die Schwester, die ich nie hatte

 rainbow 26.04.2012, 08:36:52  
Avatar rainbowsehr schön...ändere im Titel Schwesterhe r z- das r fehlt- 5pkt.

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