Leben - und gleichzeitig sterben?Leben – und gleichzeitig sterben?
Gäbe es eine Möglichkeit, mir und den Menschen, die ich liebe, den Schmerz über meinen Tod zu ersparen und sie auf ihren Wegen weiterhin begleiten und ihnen helfen zu können – ich würde es tun – sofort – ich würde sterben.
Ich schrieb einmal „Das Leben – Ein Theaterstück?“.
Wo ist der Regisseur? Wo ist das Drehbuch und was steht drin?
Ganz ehrlich, ich weiß es bis heute nicht.
Ich suche auch nicht mehr nach diesen Antworten.
Ich will auch keine Rolle in einem Theaterstück spielen.
Damit meine ich nicht, dass ich mich verstellt habe und das nicht mehr will, weil ich nicht jemand sein will, der ich nicht bin.
Nein – ich will gar nicht sein.
Menschen erschaffen sich Ziele (und somit Aufgaben), die sie erreichen wollen und nehmen das als ihren Sinn des Lebens – ihres Daseins.
Sie arbeiten auf ihre Ziele hin um glücklich zu sein oder zu werden.
In dieser Welt wird man schon sehr früh gefragt „Was willst du werden?“, „Was willst du mit deinem Leben anstellen?“ und „Welche Ziele hast du?“.
Es heißt hier, hast du keine Aufgaben, keine Ziele, weißt du nicht, was du mit deinem Leben anstellen willst, dann solltest du dir schnell eine Antwort überlegen, dir Aufgaben und ein Ziel suchen, sonst bist du und bleibst du ein „nichts“ und kannst auch nicht glücklich sein oder werden.
Es ist ja nicht direkt so, dass dir dein Lebensweg vorgeschrieben wird.
Nein – du hast die Wahl und Möglichkeiten gibt es genug.
Was aber meiner Meinung nach so ist, ist, dass wir überhaupt erst einmal gezwungen bzw. gedrängt werden, etwas zu tun, etwas oder jemand zu sein oder zu werden, damit wir existieren und dabei glücklich sein können.
Vielleicht denke ich ja zu einseitig und zu negativ, aber übersetzen wir das mal:
Ein Mensch ist gezwungen, arbeiten zu gehen, um Geld zu verdienen, um sich lebensnotwendige Dinge (zur Existenzsicherung) und den Luxus (zum Herbeiführen von Glückseeligkeit) leisten zu können.
Man kann es sich ja auch erstmal „einfach“ machen – man wird ein Hartz IV – Empfänger.
Man braucht eine Weile nicht arbeiten zu gehen und hat trotzdem Geld.
Jedoch:
Von der Gesellschaft angesehen bist du somit ein faules asoziales „nichts“.
Die Fragen wären fast wieder dieselben.
„Willst du nicht langsam mal arbeiten gehen, etwas mit deinem Leben anstellen?“ „Hast du denn keine ordentlichen Ziele in deinem Leben?“
Und da hätten wir es wieder:
Ziele und Aufgaben eines Menschen als Sinn seines Daseins – als Sinn des Lebens.
Eines vorweg genommen:
Ich gehe auch arbeiten, bin nicht faul und fände es auch sicherlich nicht schön, arbeitslos und ohne Aufgaben mein Leben verbringen zu müssen, aber ganz ehrlich, ich sehe die Sache so:
Bereits mit der Geburt wird ein Mensch schon gezwungen, sich in dieser Welt zurecht zu finden, sich irgendwann ein Ziel in seinem Leben zu setzen und sich Aufgaben zu geben.
Für mich ist das eine Zeit ausfüllende, beschäftigende, vielleicht auch positive, aber jedoch auch ablenkende Möglichkeit, die Welt ertragen zu können.
Mein Problem:
Ich habe keine Lust mich abzulenken.
Ich will aber auch nicht diese Welt so ertragen müssen.
Ganz klar, ohne die Ziele und Aufgaben der Menschen und ohne den Menschen überhaupt würde diese Welt gar nicht „funktionieren“ können.
Aber die Möglichkeit, vor deiner Existenz gefragt zu werden, ob du einen Teil dazu beitragen möchtest, gibt es noch nicht.
Diese Wahl hat man nicht.
Manchmal, wenn ich in der Straßenbahn sitze, sehe ich das Leben an mir vorüber ziehen und träume davon, einfach nur ein „Hilfsengel“ auf dieser Welt zu sein.
Dass keiner mich sehen und mit mir reden kann – ich gar nicht wirklich lebe, aber dass ich den Menschen immer noch helfen könnte.
Das wäre meine perfekte Ablenkung.
Aber dazu müsste ich an so etwas glauben, dann müsste es so etwas wirklich geben und dann müsste ich auch noch…
…sterben.
Und meinem Leben ein vorzeitiges Ende zu bereiten – das könnte ich nicht – nie.
Es fühlt sich trotz allem sehr seltsam an, wie ein Gefühl…
…als würde ich leben…
…und gleichzeitig sterben.
| Geschrieben von Anonym [Profil] am 11.12.2007
Aus der Kategorie Traueranlässe |
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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
Astrid P. |
| | Kein Gedicht - Gedanken. Trübe Gedanken, hoffnungslose. Du hast Depressionen! Dabei: Schau Dich um und sieh, was es alles Schönes gibt! Den Marienkäfer sogar manchmal im Winter, die hübsche Wildblume am Wegrand, das Kinderlachen, Wolken, die wie Figuren a
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Astrid P. |
| | ..Wolken, die wie Figuren aussehen und vieles mehr. Lächle Dich morgens im Spiegel an, begegne anderen mit leisem Lächeln - und siehe da, wie sehr Du gebraucht wirst
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Sarah |
31.10.2008, 01:15:40 | | viele haben schon darüber nachgedacht sich umzubringen, nur es denken ist etwas anderes als es dann wirklich tun. wenige besitzen den mut dazu. (oder tun es aus religiösen gründen, um sich einen platz im himmel zu "sichern") der sinn des le
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Sarah |
31.10.2008, 01:19:41 | | bens besteht sicherlich nicht in der arbeit oder in der "guten" gesellschaft zu funktionieren.ich denke man sollte versuchen die zeit die man hat versuchen zu genießen und sinnvoll zu nutzen.
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