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Eine bunte Geschichte fuer's Herz

Sebastian Reuter





Eine bunte Geschichte fuer's Herz





Es war einmal ein Tag, da gingen ein relativ gutaussehendes Maedchen und ein relativ haesslicher Junge spazieren. An der Strandpromenade. Sonne super. Von oben. Der Buergersteig war richtig gut angewaermt und das Paar hat sich gefreut.

Gefreut, gefreut. Gefreut.

Er sagte zu ihr:

“ Ja Weib, Mensch, der Buergersteig, also der , also den, den- nee -den find ich richtig gut. Hervorragend!” Er laechelte mild, wie ein Zirkuszebra, dem man beigebracht hat- mild zu laecheln.

Sie erwiderte auch etwas:

“ Geliebter, Geliebter, lass dein Haar herunter.”

-“ Nein!” schrie er- “ Nein!” Ausser sich vor Wut. “ Meine Guete, meine Haare, die sind doch schon laengst unter den Raedern, mein Weib” Und er betrachete sein Weib. Und sie betrachtete ihn.

In dem Moment fiel ihr auf, wie ausserordentlich haesslich er doch- schon immer- gewesen war.

Verflucht- dachte sie- verfluchte Scheisse, IST der haesslich. Noch ein bisschen haesslicher und die Kacke waere am Dampfen. Am Dampfen. Er war jedoch nicht einfach nur haesslich, das ware sicherlich zu verzeihen- nein, die personifizierte Haesslichkeit selbst wuerde in ploetzlicher Ekstase hysterisch aufschreien, wenn sie ihn sehen wuerde.

Aufschreien!

Er kniete sich vor ihr nieder und holte einen bunten Ring aus seiner Keksdose.

Er weinte etwas, bekam sich dann aber in den Griff und roechelte -sehr ernst- in ihr ueberraschtes Angesicht, dass unauffaellig den Wuergreflex in den Griff zu bringen versuchte:

“ Lady Schaetterlee”, roechelte er ungewoehnlich ernst, “ mein aufrichtiges Gefuehl bringt mich zu der Erkenntnis, sie bitten zu wollen, mir doch einen Spaziergang an der Strandpromenade zu gewaehren. Ich bitte sie um Vergebung, My Lady, aber mich duerstet es nach Luft und Liebe. Wuerden sie das fuer mich tun?”

- “ Aber Mr. Schweinebraten” bat sie hoeflichst um Gehoer, das er ihr, ohne zu zoegern, zu gewaehren verpflichtet fuehlte- “ Mr. Schweinebraten, dies ist die Strandpromenade. Und wir spazieren bereits. Alles ist arrangiert. “

Mr. Schweinebratens linkes Auge- dann auch das rechte, und sein linkes Bein, und Ohr- fingen an zu zucken. Nicht stark. Gerade so stark, dass sich seine Keksdose staubaufwirbelnd aus seiner Hand an den benachbarten Strand verabschiedete. Er erschlug damit einen Vogel, der im Begriff war, sich auf dem Strand zu uebergeben. Dieser hatte einen Kater- am gestrigen Tage- uebersehen, der ihn fressen wollte.

Der kleine lustige Vogel hatte aber Glueck gehabt, war ihm entwischt und hatte darauf hin- aus Depression- angefangen, sich die Ruebe vollzukippen. An diesem Morgen hatte er sich vorgenommen, dies nie wieder zu tun und sich geschworen, ein besserer Vater fuer seine dreissigkoepfige Schnabelbesatzung zu werden.

Mr. Schweinebraten, diese mutige Laune der Natur, in seiner schier frivolen Ahnungslosigkeit jedoch, hatte all dies zuckend unterbunden.

Ein Leben war beendet.

Weder Lady Schaetterlee noch er selbst hatten jenes Unglueck bewusst wahrgenommen, da sie mit ihren eigenem beschaeftigt waren.

Den Ring hatte Mr. Schweinebraten noch immer fest in seiner Hand und gereichte ihn Lady Schaetterlee, ihn zu bestaunen.

Da es ihr ernst mit ihm war, sie ihn als das, was er war, akzeptierte und nichtsdestotrotz zu lieben gelernt hatte, sprach sie ihn nun mit seinem Vornamen an, um die Bedeutsamkeit jenen Augenblickes licht emporzuheben.

“Lurch,” sagte sie, und er horchte ueberrascht auf, da er seinen Vornamen von ihr- Lady Schaetterlee- vernahm, was sonst nur in engsten Familien vorkam.

“ Lurch, wir muessen reden.”

Lurch Schweinebraten stand mit dem Ring in der Hand auf und blickte- nun wieder auf gleicher Hoehe- in das wunderbare, mit seinem Gesichts-versuch nicht zu vergleichende, praechtige Antlitz der Dame, dessen Herz er so sehr begehrte, als waere sein Leben davon abhaengig. Oder ihres.

Aber bevor die entscheidenden Worte gesagt werden konnten, trat jemand hinter Lurch Schweinebraten und richtete seine Worte direkt an Lady Schaettelee:

“ Puppe! Was machst du denn hier?” Dann sah er- eher missbilligend- in Lurch’s Gesicht, der nicht wusste, was er tun sollte.

“ Was is ist ER denn fuer eine tapeziertes Gesichtsschnitzel? Du siehst aus, wie das Ost-ende vom Elefanten, hoer mal. Was machst du Pudelfoehner mit meiner Frau hier? Und: Ich frag nur ein Mal!”

Lurch stand bibernd neben ihm und wusste sich darauf keine Antwort zu reimen. Lady Schaetterlee kam heran und nahm ihn in den Schutz:

“ Aber mein Mr. Dickeding, bitte lassen sie doch den armen Mann in Frieden. Zumal wir uns in einer persoenlichen Konversation waehnten. Was ist ihr Problem mein Herr?”

-“ Mein Problem?” wiederholte Mr. Dickeding schnoddrig, “ Mein Problem ist, das der Schattenbraeuner her neben mir meine Frau belaestigt.”

Lurch versuchte sich auzuraffen:

“Aber ich habe gar nicht versucht-“

- “ Bade in Saeure, du elektrische Gummiwurst. Lass die Erwachsenen reden. Du bist als Kind wohl zu oft in die Schleuse geschwommen! Ich hab frueher gegen Dinge gepisst, die waren schlauer als du. So, nun halt die Backen, sonst schmecken wir hier beide gleich mal die Bordsteinkante ab!”

Lady Schaetterlee konnte ihre Empoerung nunmehr kaum noch zurueckhalten und wandte sich an den rueden Eindringling:

“ Was faellt ihnen ein, so gegen mich und meine Begleitung zu sprechen? Wer glauben sie denn, wer sie sind? Sie koennen doch nicht-“ Sie war beinahe sprachlos, und Mr. Dickeding uebernahm ohne zu zoegern.

“ Puppe, gegen dich hab ich nichts gesagt, ausser, dass du mit diesem Totalausfall an der Strandpromenade stehst, der nur zu uns beiden Prachtexemplaren passt. Bist du blind? Haette sein Vater in den Fluss gewichst, waer vielleicht eine schoene Forelle aus der Knallschote geworden. Aber so.”

- “Jetzt reichts aber!” unterbrach der Betroffene mutig, zitterte aber, “ ich denke, sie werden gleich auf dem Boden landen. Der ist Dreck gewoehnt. Ja-ha!”

Mr. Dickeding sah ihn an, und fing an zu lachen, hoerte aber genauso ploetzlich wieder auf.

“So, Schattenhirn, noch einen Spruch von dir”, drohte er, “und du kannst deine Mahlzeiten ab morgen aus einer Schnabeltasse lutschen. Haben wir uns verstanden? Du siehst zwar aus, als waerst du zu bloed, um eine Omi vom Nachtpott zu schubsen, aber das hier kriegst du hin, alles klar?”






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Geschrieben von Anonym [Profil] am 08.12.2007

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