Lieber Gott

Dieses Gedicht schrieb ich vor 27 Jahren, ich war auf der Suche nach Gott und bin dabei falschen Propheten hinterher gelaufen...

Lieber Gott...

Lieber Gott, mach mich fromm,

dass ich in den Himmel komm.

Denn ich möchte dich was fragen,

und ich möchte dir auch was sagen.

Warum muß es Kriege geben?

Warum verlieren Menschen ihr Leben?

Umwelt wird niedergewälzt,

und dass alles nur für Geld.

Warum lässt du all das zu?

Oder verdienst am Ende auch noch du?

Wie es aussieht hier, so wie es aussieht... auf der Welt.

Lieber Gott, schau mal her,

viele Menschen können nicht mehr.

Sie rufen deinen Namen,

doch du hörst es nicht, Amen...

Lieber Gott, dabei weiss doch jedes Kind ,

der Himmel der ist Azurblau und du nicht blind.

Hallelujah, großer Gott...

Siehst du Elend und auch Not?

Siehst du denn den Hunger nicht,

Tu doch endlich was, es ist deine Pflicht...

Du siehst alle, arm und reich,

doch vielleicht ist es dir gleich.

Wie es aussieht hier, wie es aussieht hier... auf der Welt.

Lieber Gott, nun hol mich doch,

und dann komm ich heute noch.

Öffne mir die goldene Himmelstür,

dann bedank ich mich dafür.

Lieber Gott, ich gebe zu,

ich bin ich und du bist du.

Auch wenn ich nur zur Miete bin,

Ich hab Rechte als dein Kind...

Ich bin unten, Du bist oben,

und dafür soll ich dich auch noch loben?

Wie es aussieht, wie es aussieht hier... auf deiner Welt?

Lieber Gott, mach mich weise,

und vielleicht werd ich dann leise.

Doch solang ich schreien kann,

schreie ich dich eben an!

Lieber Gott, mach mich stumm,

mach mich taub, und blind und dumm.

Und dann werd ich nichts mehr sagen,

werd es einfach nur noch ertragen,

So wie es aussieht, wie es aussieht hier auf dieser dem Untergang geweihten und von dir verlassenen Welt!

17. August 1984