BallabendBallabend Zu der so typischen Aufregung, einem solchen Abend entgegen, gesellte sich früh schon ein Unbehagen, ja blanke Furcht. Es könnte doch zutreffen, den obszönen Machenschaften dort, der rohen niederen Fröhnung der Reize, des Entfliehens in berauschte Zustände in der Leute geistig so wenig ergiebigen Lebens auf diese Weise, wenn schon nicht Bedeutung, doch zumindest Farbe zukommen zu lassen, statt zu geben, dass selbst ich mich zu derlei hinreißen ließe, in eigener Verblendung, mich selbst vergessend. Diese Aussicht war mir ebenso Ekel, wie sie in mir ein wilder werdendes Verlangen mich entdecken ließ, das mir ungestüm unkontrollierbar schien, und kalter Schauer war.
Ich bereitete mich ordentlich vor, rasierte mich, pflegte mich, besprühte mich mit feinen Düften und warf mich in Schale, in den einzigen Anzug, den ich mein Eigen nennen konnte. Als ich dann mein Haupthaar ausgerichtet hatte, und zufrieden war, wollte ich meine gesamte Erscheinung im Spiegel begutachten, und mich an mir satt sehen. Ich erkannte bald, dass eine neue Angst in mir aufsteigen würde. Ich war für den Anzug zu wenig massig, er wirkte so lächerlich zu groß für mich, wie meine blauäugigen Erwartungen für den gesamten Abend. Meine Erscheinung erregte in mir nichts außer Abscheu und Scham, nichts mehr auszustrahlen, als diese Gestalt, die mir aus von Zweifel träge gewordenen Augen missmutig entgegenstarrte. Ja, ich wollte mich verkriechen, ablegen, die Nacht im Bett verbringen, glückselig mochte ich dann vielleicht von einer angenehmen Nacht in einen niveaulosen Sextraum hinübergleiten, und mich nicht der eigenen Lächerlichkeit ausgesetzt sehen, die ich dort zu erwarten hätte, von den bestimmt sehr elegant, aufreizend schön und perfekt gepflegten Frauen, die mich nicht als Mann, sondern verlebten Burschen, der sich nicht adäquat einzukleiden wusste, sofort auch durchschaut mich sehen müsste, wie unwürdig ich ihnen gegenüber doch wäre, und mich schon enttäuscht über mich selbst kopfhängenlassend wegschlürfen und mich dafür hassend, auch schon weinen hörte, wegen all dieser Unzulänglichkeiten, die mich ausmachten, vom Scheitel bis zur Sohle.
Die krumme wulstige Nase, die Augen, die Versager sprechen, die schwache, leise Stimme, mit der ich mich immer wieder schnell ins Abseits bringen würde, der leicht krumme Rücken, der schon von weiten verriet, dass hier ein Gescheiteter sein Unwesen trieb, die Trichterbrust, und der Mangel an Stattlichkeit, die am mir eher weibische Züge erkennen ließen, nein, die Aussicht dieses Abends lag mir genau mit diesen Gewichten auf dem Magen, saß mir schwer auf der Brust, und ich fasste mir an die Kehle, da sie mir plötzlich enger geworden war.
| Geschrieben von franzis [Profil] am 11.11.2020
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