Feine Gesellschaft...
Plötzlich erblickte er sie – die bezaubernde Annabelle-.
Sofort hatte er sie erkannt.
Mit ihrer feinen Frau Mama und der Schwester kam sie als Gast.
Zu ihm in das edelste Restaurant der Stadt.
Wo er, nur als einfacher Kellner, seinen Dienst tat.
Wie oft hat sie ihn angelächelt und immer hatte sie ein freundliches Wort für ihn.
Manchmal meinte er sogar ein leichtes Erröten auf ihren Wangen erkannt zu haben.
Und nun stand sie –seine Annabelle-,
in Mitten einer grossen Menschenmenge.
Nur für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke.
Und er vernahm deutlich ihre lautlosen Schreie.
Er sah den Schmerz auf ihrem blassen Gesicht.
Sein Herz drohte zu zerspringen.
All diese Menschen waren völlig hilflos
ausgeliefert, den Schergen der Gestapo.
Jetzt hörte jeder das laute Brüllen.
„Runter mit den Klamotten, ihr Judenschweine!“
gefolgt von gehässigen und entwürdigenden Bemerkungen der Soldaten.
Immer heftiger dröhnten die Schreie in ihren Ohren.
„Vorwärts! Vorwärts! Verdammtes Judenpack!“
Mit Gummiknüppeln und Gewehrkolben wurden
die nun nackten, wimmernden Menschen
zum Rand der Kiesgrube getrieben.
Dort unten lagen schon viele tote Körper,
von denen, die zuvor diesen Weg gehen mussten.
Ein letztes Mal blickte Annabelle vorsichtig in seine Richtung.
Über das Gesicht liess sie ein zaghaftes Lächeln huschen.
Sie nahm auch sein kaum merkliches Nicken wahr.
Stolz und mit erhobenem Haupt stand sie da
Hand in Hand mit ihrer Mutter und ihrer Schwester.
Nur ein kurzer brennender Schmerz durchzuckte sie.
Seine Kugel traf, direkt in ihr Herz.
Noch einmal blickte er in ihre leblosen Augen.
Seine grosse Liebe -die schöne Annabelle-
Sie, lächelte immer noch.