Der blaue Ballon
De r b l a u e B a l l o n
Im Jahre 1972 ging ein blauer Ballon auf seine Reise
Versehen mit meinem Namen und meiner Adresse verließ er Bad Schwartau still und leise
Ich schaute ihm nach, wie er in die Wolken stieg
und ich sagte: Flieg´, mein Ballon, flieg´
Begleitet von meinen Wünschen, entzog er sich meiner Welt
Immer kleiner wurde er, als er flog in Richtung Himmelszelt
Schon ließ er sich treiben von den Winden
und ich fragte mich: mein Ballon, wer wird es sein, der dich wird finden?
Viele Wochen vergingen, der Weitflugwettbewerb schien vergessen,
- längst hatte ich andere Interessen -
als ich Post erhielt aus der Hansestadt Stralsund
- dass mein Ballon gefunden wurde, tat der Brief mir kund!
In der DDR war er gelandet, am Fischland Darß´s Strand
Du warst es, der meinen blauen Ballon fand!
Freudestrahlend schrieb ich Dir zurück;
meine Zeilen spiegelten wider mein ganzes Glück!
Die zwei Jahre Altersunterschied waren kein Problem
und so ließ der blaue Ballon eine wunderschöne Freundschaft entsteh´n
Wir schrieben uns regelmäßig, schickten uns auch manches Paket
Wir waren füreinander das, was man unter dem Begriff „Kumpel“ versteht
Jens, dass die Platte von Udo Lindenberg kam bei Dir nicht an,
ich erst in der heutigen Zeit so richtig nachvollziehen kann
Dass auch verboten war der für Dich bestimmte Zwanzig-D-Mark-Schein,
hatte Mutter mir gesagt – und dennoch ließ ich es nicht sein
Die Widrigkeiten zwischen West und Ost gingen vollends an uns vorbei
Ich hörte Dich, auch wenn die innerdeutsche Grenze sollte unterdrücken manchen Schrei
Wie gern hätte ich Dir schon als Kind meine Hand auch körperlich gereicht
- Manches wäre anders gekommen vielleicht
Welch´ große Freude tobte schließlich in mir,
als ich war zum ersten Mal bei Dir!
In Deinem Stralsunder Heim hast Du mich herzlich empfangen,
wie schön, dass keiner von uns war in einem politischen Korsett gefangen
Wir haben die Wiedervereinigung gefeiert und gelebt,
schon bevor diese seit 1990 real besteht
Dass nach meinem Besuch fehlten sämtliche Aufkleber an meinem Opel Kadett,
machte ein Lächeln von Dir auf so schöne Weise wieder wett
Ich weiß noch, wie ich zum ersten Male fuhr in einem Trabant
und Du, Jens, hast mich dabei auf das Negativ gebannt
Da saß ich nun am Steuer
und als der Trabbi sich in Bewegung setzte, war mir nicht ganz geheuer
Mein Freund, es gibt so viele Geschichten, die uns verbinden
Viel zu viele sind es, als dass sie könnten all ´ Erwähnung finden
in diesen Zeilen, die voller Liebe sind für Dich
Wenn Du doch bloß könntest jetzt umarmen mich!
Mit 44 Jahren bist Du viel zu früh von dieser Welt gegangen
Lange Zeit war ich in meiner Trauer gefangen,
als man mir sagte, dass Dein Herz hat aufgehört zu schlagen
Jens, der blaue Ballon hat ewige Freundschaft zu uns getragen!
Dieses Gedicht ist Jens Behrens (1962-2006) gewidmet.
In Stralsund hat er einst gewohnt
In der Ostsee wurde er bestattet
Und in der Tiefe meines Herzens bleibt er für immer!
(Manfred Krellenberg, 20.11.2011)
Geschrieben von Schimmelreiter [Profil] am 21.11.2011 |
Dieses Werk ist durch die Creative Commons Lizens geschützt. Bitte bachte die Rechte
Tags (Schlagwörter):
Noch keine Tags vorhanden. Wenn du dieses Gedicht geschrieben hast, kannst du selber Tags hinzufügen.Bewertungen
Punkte: 35 bei 7 Bewertungen. Das Entspricht im Durchschnitt Punkte
(Punkte können mit einem neuen Kommentar vergeben werden.)
Anzahl Aufrufe: 3749
Dieses Gedicht teilen
Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
Schimmelreiter | 21.11.2011, 18:36:19 | ||
|
Schimmelreiter | 21.11.2011, 18:43:20 | ||
|
Katzenherz | 21.11.2011, 23:20:25 | ||
|
magier | 22.11.2011, 15:54:13 | ||
|
niicole | 28.11.2011, 16:36:40 | ||
|