Gedichte
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Der Ritter HaldenAuf der hohen Zinne stehtDas goldne Haar vom Wind durchweht Esra das Fürsten Tochter Ihr Auge sieht im fernen Lande Auf Wälder, an des Flusses Strande Die einst ihr Fuß durchstriffen Des Sommers Mitte war es bald Von Grün, von Laub erfüllt der Wald Und Esra stand am Flusse Und aus dem Flusse stieg hervor Ein junger Mann sein Blick verlor Sich in des Waldes Weite Dann blickte er zu Esra auf Und sprach: „Willkommen an dem Lauf Des Flusses, der mir Bleibe.“ Esras Furcht und Angst verschwand Sie sah der Mann trug ein Gewand Von Perlen und von Muscheln Nach Namen fragte sie den Mann Der durch sein’ Blick ihr Herz gewann Er nannte ihr den seinen Ritter Halden ward er einst genannt Dem König war er wohlbekannt Er nannt’ ihn einen Freund So gingen beide durch den Wald So floh die Zeit und viel zu bald Rief sie die Nacht zu scheiden Sie musste zu der Burg hinauf Doch bat sie: „An des Flusses Lauf Möcht’ ich euch wieder sehen.“ Ein’ Kuss zum Abschied gab er ihr Und sprach: „Liebste glaube mir Wie’s steht so ist’s geschehen.“ Am nächsten Morgen brach sie auf Und eilte an des Flusses Lauf Den Ritter wollt’ sie sehen Doch sah sie nur den stillen Flusse Und nirgends stieg aus seinem Gusse Der edle Ritter Halden. Der Tag verging, die Stunden rinnen Sie rief nach ihm, war wie von Sinnen Doch ließ er sich nicht finden Zur Mitternacht zurück sie lief Als alles auf der Burg schon schlief Da trat sie in den Lesesaal Dort sah sie bei den Rittern Den Namen der ihr Herz ließ zittern Den Namen ihres Liebsten Und als sie `s las da rief sie: „Nein! Was hier geschrieben kann nicht sein. Dies ist niemals geschehen.“ Ihr Liebster so stand es geschrieben Hat sich mit Luther umgetrieben Und brach so seinen Treueeid Später als er Luther abschwor Und kam zur Kirch, die ihn verlor Nahm man ihn freudig wieder auf. Doch seinen Eid, den er vergessen Als er bei Luther hat gesessen Der war noch nicht gesühnt So wurde vor Gericht verhandelt Die Schuld in Sühne umgewandelt Und so sprach man das Urteil Die Kirche wollt ihm gern vergeben Der König schenkte ihm das Leben Beim Fürst war keine Gnade Ihm war es dem der Eid gebrochen Auf Gnade sollte keiner hoffen Der ihm nicht hielt die Treue So wurd’ er in den Fluss gehoben Und in das wilde Wassertoben Sank er, die Hände fest gebunden Auf der hohen Zinne steht Das goldne Haar vom Wind durchweht Esra das Fürsten Tochter Sie breitet ihre Arme aus Und spricht: „ Dank meiner Väter Haus Starb der Ritter Halden!“ Sie stürzet auf den Flusse zu Und ruft: „Herr, lass die ewge Ruh Mich mit dem Liebsten teilen.“
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Tags (Schlagwörter):
Ballade, Ritter, Schauer, MittelalterBewertungen
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