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Pacificare - Episode 7: Vergewaltigung und Mord

"Ein Sturm wird kommen und uns alle unter seinem Schnee begraben"

Pacificare - Staffel 1 - Episode 7: Vergewaltigung und Mord

Als Serafina am Abend des zehnten Novembers ihre Hütte heimlich verließ, hatte sie ein ungutes Gefühl. Würde sie es diesmal schaffen, nach Tinnos zu gelangen, ohne dabei gesehen zu werden? Die Wachen wechselten zu festen Zeiten und waren durch den Schneesturm bereits reduziert aufgestellt. Eine bessere Gelegenheit gab es also nicht mehr. An der westlichem Stadtmauer angekommen, tastete Serafina die einzelnen Steine ab. Sie waren jeder für sich so groß, dass man als Mensch leicht hindurchklettern konnte. Einer dieser Steine war locker und bot eine ideale Fluchtmöglichkeit. Serafina erinnerte sich jedoch in diesem Moment wieder daran, dass noch jemand diesen Ausgang benutzt hatte. Irgendjemand hatte sie beobachtet oder das Gleiche herausgefunden wie sie. Sie fand den Stein schließlich und drückte ihn nach draußen heraus. Schnell kletterte sie hindurch, was bei ihrer Größe dann doch nicht so einfach war wie gedacht. Kopfüber fiel sie auf der anderen Seite aus dem Loch heraus. Gabriella oder jemand anderes hätte den Stein in dieser Nacht auch nicht lösen können, denn er war angefroren durch die klirrende Kälte. Sie hob den Stein wieder an, passte ihn in das Loch hinein und schlich los. Es dauerte kaum 5 Minuten, bis sie Tinnos sehen konnte. Imposant, mit Fackeln erleuchtet und mit Wachen bestellt. Doch sie hatte Glück, denn gerade fand ein Wachenwechsel statt und zwei der Wachen unterhielten sich leicht angetrunken miteinander. Sie schienen nicht zu denken, dass heute Nacht jemand versuchen würde, in Tinnos einzubrechen. Nicht bei dieser Kälte und dem immer noch leicht fallenden Schnee. Es gelang Serafina bis an die Stadtmauern zu schleichen. Hier schaute sie sich erstmal in Ruhe um. Nochmal würde ihr das nicht passieren, dass man sie direkt entdeckte. Sie schlich weiter an der linken Mauerseite entlang und überlegte, wie sie ungesehen hineinkommen konnte. Wenn es hier ebenfalls einen losen Stein gab, was anzunehmen war, dann musste er irgendwo auf Bauchhöhe sein. Vielleicht gab es aber sowas in Tinnos nicht? Vielleicht war der König und seine Vasallen hier umsichtiger und entdeckten sowas sofort. Aber wenn jemand nach Xenos hineingekommen war, dann kann es doch fast nur jemand aus Tinnos gewesen sein. Wer sonst hätte ein Interesse daran, in unserer Stadt gefangen zu werden? Vielleicht benutzte den geheimen Ausgang aber auch jemand, der wie Serafina, von Xenos nach Tinnos schlich. Selbst dann musste es einen geheimen Eingang an den Stadtmauern von Tinnos geben. Da konnte man fast sicher sein. Alle Bauern waren in Xenos und Tinnos gefangen. Sie durften nicht reisen, Familie besuchen, die nicht dort lebte oder gar spazieren gehen. Die Stadtmauern waren wie Festungen und wer diese verließ, war Freiwild.

An der hinteren Stadtmauer angekommen, hatte Serafina immer noch keinen Eingang gefunden. Sie überlegte zurück zu gehen, vor allem weil es bitterlich kalt war und der eisige Wind durch den liegenden Schnee noch kälter wirkte. Es schneite immer weiter. Mittlerweile konnte man wieder von mäßigem Schneefall sprechen und es schien diese Nacht auch nicht mehr aufzuhören. Fast am Ende der hinteren Stadtmauer angekommen, sah sie plötzlich ein kleines, unscheinbares Licht. Woher kam es ? Es schien fast so, als hätte man um die Ecke eine Fackel an der Stadtmauer angebracht? Ob dort eine Wache patroullierte? Aber das Licht flackerte nicht, es bewegte sich. Es wurde immer heller. Jemand kam gleich um die Ecke und würde sie sehen. Serafina presste sich auf den Boden, in den Schnee, als ob dies etwas nützen würde. Sie schaute nicht hin. Ihr Gesicht fror, denn sie hatte es in den Schnee gepresst. Ihr ganzer Körper zitterte und war angespannt zugleich. Sie hörte Schritte an ihrer linken Seite und einen Atem, der in ihr ein ungutes Gefühl auslöste. Dieser Atem kam zum Stehen und auch die Schritten hörten auf. Das Knacken des Schnees hatte ihr Hoffnung gegeben, dass dieser jemand vielleicht doch weiter gehen würde oder sie nicht sah. Dem war nicht so. Links und rechts von ihr kamen zwei Füße zum Stehen und jemand beugte sich über sie. Der widerliche Atem kam ganz nah an ihr Ohr. Das Keuchen war mit Spucke versetzt, die in ihr linkes Ohr tropfte. Wer auch immer es war, er hatte sich auf sie gelegt und presste nun seinen schweren, stinkenden Körper auf ihren. Sie spürte seine Erregung, sowohl in seinem Atem als auch an ihrem Rücken. Er begann ihr ins Ohr zu flüstern und zu versprechen, dass niemand etwas hiervon erfahren würde, wenn sie jetzt tat, was er von ihr verlangte. Es war noch kälter geworden. Der Wind pfiff an der hinteren Stadtmauer entlang und begrub jedes Schreien oder Betteln. Irgendwann drehte er Serafina um und schaute ihr ins Gesicht, während er sie grob vergewaltigte. Er lachte immerzu dabei und spuckte ihr ins Gesicht. Sie schloss immer wieder die Augen, aber er befahl ihr, sie zu öffnen. Eine Mischung aus klirrendem Schnee und klebriger Spucke lief an ihrem Gesicht herunter. Sie war noch nie in ihrem Leben so erniedrigt worden. Sein Stöhnen vermischte sich mit dem Pfeifen des Windes. Niemand wusste, wo sie war oder was gerade mit ihr gemacht wurde. Sie war völlig hilflos. Niemals zuvor hatte sie sich so gefühlt. Ihr war bewusst, dass sie anders war und Menschen über sie tuschelten, aber dieses Gefühl, wenn ein fremder Mann in dich eindringt, deinen Körper misshandelt und dabei verletzt, ist unvorstellbar.

In ihr kam Wut auf. Diese Art von Wut hatte sie noch nie zuvor verspürt, aber sie konnte sie längst nicht mehr kontrollieren. Er war kurz vor dem Ende, als ihre Wut ins Unermäßliche stieg. Es fühlte sich an, als würde ihre Wut den Körper verlassen und sie war nicht mehr sie selbst. Wer auch immer er war, er hatte nicht das Recht, dies mit ihr zutun. Sie stieß ihn heftig von sich. Dies geschah, ohne dass diese Reaktion bereits im Gehirn angekommen wäre. Sie wusste nicht mehr, was sie tat. Plötzlich war es um sie herum ganz heiß. Sie schwitzte. Ihre Augen funkelten vor Wut. Da sah sie es. Es lag direkt vor ihr. Sie ließ ihre Hand in den Schnee gleiten, um es langsam und vorsichtig aufzuheben. Ein Messer. Er musste es bei sich getragen haben. Und weil er sich sicher war, dass eine Frau nichts gegen ihn ausrichten konnte, hatte er es nicht benutzt. Entsetzt schaute er Serafina an. Im Schneegestöber hatte sie sein Gesicht noch immer nicht richtig erkannt. Sie rieß ihm die Kapuze vom Kopf und machte somit aus dem Fremden einen Bekannten. Grinsend schaute er sie an und war sich völlig sicher, dass Serafina ihm nichts tun würde. Vorallem IHM nicht. Er war nicht irgendein Bauer, den man mal soeben hinrichten konnte. Dies waren seine Worte und sie kamen so überzeugt aus seinem Mund, dass sich niemand mehr getraut hätte, etwas entgegen zu setzen. Er war eine Autoritätsperson. Er war von hohem Rang und etwas BESONDERES. Serafina lachte nicht. Sie hörte ihm eine Weile zu und verbrannte innerlich dabei. Seine Meinung zu den Bauern der Stadt war widerwärtig. Er behandelte sie wie Tiere und schlachtete sie wie Vieh. Irgendwann hörte er plötzlich auf. Es wurde still. Der eisige Wind pfiff und der Schneefall hatte sich nochmal verstärkt. Noch nie zuvor war soviel Schnee auf einmal gefallen. Viele Leute der Stadt hatten es voraus gesagt. Dieser Schneesturm wird eine Wende bedeuten, es wird etwas Schreckliches geschehen. Es bedeutet sogar das Ende der Bauern. Andere widerum sagten, es wäre der Anfang vom Ende der Sklaverei. Es würde eine bessere Zeit auf sie zukommen. Was sollte sich denn verändern? Dieser Gedanke ging Serafina mehrere Male noch in dieser Nacht durch den Kopf. Sie hockte im Schnee und es schien, als hätte der Himmel angefangen zu bluten. Überall war der pulvrige, weiße Schnee mit roten Flecken betupft. Und noch eine ganze Weile saß Serafina so da und dachte darüber nach, was sich verändern würde. Sie hielt noch immer das Messer in der Hand. Auch dieses war mit roten Flecken getränkt. Was hatte sie getan? Ihr wurde es noch nicht bewusst. Auch wenn sie ihn immer wieder anschaute, war es doch wie ein Traum. Langsam erhob sie sich aus dem Schnee, warf das Messer so weit sie nur konnte in den tiefen Schnee und rückte ihre Kleidung zurecht. Den Mann ließ sie dort einfach liegen. Er war mittlerweile kaum noch zu sehen, so sehr war er bereits von Schnee bedeckt. Gleich würde die Sonne aufgehen und sie musste zurück in Xenos sein. Ihre Schritte wurden immer schneller, als ihr bewusst wurde, was dort eben passiert war. Jemand hatte sie misshandelt und vergewaltigt. Das Schlimmste, was einer Frau passieren konnte. Dieses Gefühl des Eindringens in ihren Körper, ließ sie sich dreckig und wertlos vorkommen. Sie rannte noch schneller. Immer weiter und noch schneller. Sie peitschte ihren eigenen Körper so sehr an, dass sie irgendwann vor der westlichen Stadtmauer von Xenos ankam, ohne zu wissen, wie sie das überall geschafft hatte. Als sie durch die Mauer schlüpfte und kopfüber am Boden landete, blieb sie regungslos am Boden liegen. Sie hatte einen Menschen ermordet. Das war ihr jetzt erst bewusst geworden. Man würde den Mörder suchen, bis man wusste, wer dies getan hatte. Doch Serafina hatte nicht irgendjemand umgebracht. Welche Konsequenz würde sie erwarten, wenn Tinnos herausfand, dass ihr König ermordet wurde?

Fortsetzung Folgt in Kürze!!!

Euer Seralgo Refenoir
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Geschrieben von SeralgoRefenoir [Profil] am 15.03.2018

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1212, Mittelalter, Gabriella, Serafina

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