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Hilda (Kriegsheimkehrer)

Die Beine schwer die Kraft verbraucht
als der Verkehr der Stadt auftaucht.
Ich lauf und hetz zum Haus hinauf.
Ein Spinnennetz verzieht den Knauf.


Ich war solang in Haft bis mich die Stimmen meiner Heimat riefen.
Meine letzte Kraft zog ich auf deinen letzten Liebesbriefen.
Man sagt da die harten Kerle weinen nicht und stehn darüber,
doch als dann alle schliefen liefen bei mir oft die Tränen über.

Ich hatte wirklich nichts zu lachen. Mir blieb nur noch dich zu lieben.
Musste ständig Sachen machen, die mich in den Wahnsinn trieben.
Meine dürren Glieder trugen Sorge um dein Wohlbefinden.
In der drüben Suppe war mal wieder kein Stück Kohl zu finden.


Ich stehe an der Linde grade,
seh sie an und finde schade:
In der Rinde steht geschrieben, 
dass wir uns nun nicht mehr lieben.

Denn vor sieben Jahren wahren
wir schon einmal her gefahren,
als ich meine Knie beugte,
dir von meiner Liebe zeugte.

Ich weiß noch wie dein Auge blitzte
als ich in den Baum einritzte,
deinen und dann meinen Namen;
unser Herz in einem Rahmen.

Abendrot in deinen Armen.
Es tat Not dir einen warmen
Umhang um die Knie zu legen.
Wenig später viel der Regen.

Tropfen fielen nieder leider
drangen sie dir durch die Kleider.
So war ihnen Macht verliehn,
düster durch die Nacht zu ziehn.

Und ich schwor dass ich nie Gehe
immer dir zur Seite stehe.
Das ich liebe und mich binde
sagte ich dir an der Linde.

Eines Tages musst ich gehn.
tief in deine Augen sehn.
beide konnten nicht verstehn:
Warum muss uns das geschehn?

An der Linde sprießte Liebe,
Trieb hier ihre ersten Triebe.
Unser Herz seh ich verzagt,
hat ein Reh abgenagt.


Als ich in der Ferne war, bei dem Licht von sieben Kerzen
traurig in die Sterne sah, rührten sich in meinem Herzen
alte Bilder von zu Haus, deine Augen die du hebst,
in der Hand ein wilder Strauß, den du zu nem Kranz verwebst.

Ob du lebst wusst ich nicht und um meinen Schmerz zu mildern,
vergrub ich mein Gesicht tief in diesen Kerzenbildern.
Hilda streift die Sommerzeit. Habe ihren Blick gefunden.
Hilda strahlt im roten Kleid, blutig rot wie Splitterwunden.

Wie ein Schild Gewitterbön, Blitzte zucken aufgebracht
und das Bild wird bitterschön. Zitterte um Mitternacht.
Warst in der Erinnerung für mich da und immer jung.
Darum ist die Wanderung auch zu dir zurück gelung

Hilda streift die Sommerzeit. Habe ihren Blick gefunden.
Hilda strahlt im roten Kleid, blutig rot wie Splitterwunden.
Taktlos trommeln Tropfengüsse. Sieh dein rotes Kleid wird bleich!
Auf dem Kleid ziehn rote Flüsse tote Zeit ins Erdenreich.


Jetzt bin ich zurück und klopfe an an unsre alte Tür.
Weine fast vor Glück, weil ich ein Stück von meinem Herzen spür,
was in all den harten Jahren für mich fast verloren war.
Wäre ich nur nie Gefahren und vielleicht noch immer da.

Ich geh rein, die Hände Taub. Unten auf dem Boden ruht,
bunt geblümt und voller Staub, ganz allein dein alter Hut.
Höre meine Lippen Schrein: "Wo ist meine liebe Hilda?"
Doch sie scheint gegang zu sein, so wie schöne Wolkenbilder.


Avatar David Klein

Geschrieben von David Klein [Profil] am 29.10.2015

Aus der Kategorie Sonstige Gedichte



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Tags (Schlagwörter):

Krieg, heimkehren

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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

 Werner Dore 31.10.2015, 14:46:31  
Avatar kein BildIch habe lange nicht mehr etwas so bewegendes und trauriges gelesen.

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