Ungereimtheiten über Rumpelstilzchen Ein kleines, wildes Männlein springt um ein Feuer und es singt. Es möcht das Kind der Königin. Doch was hat es für einen Sinn? Ein kleiner Mann, lebt tief im Wald. Der Wald ist finster und sehr kalt. Wie will er mit dem Kind dort leben? Windeln wechseln? Flasche geben? Wie kommt er denn zu diesem Kind? Er hat es sich sehr wohl verdient. Doch die Umstände fürwahr, sind mir immer noch nicht klar. Zum König ging ein armer Mann und prahlte, was die Tochter kann. "Meine Tochter, wie von sinnen, kann das Stroh zu Golde spinnen." Doch wenn die Tochter sowas kann, wieso ist er ein armer Mann? Der König findet es nur toll, und wünscht sich seine Kammern voll. Wenn sie es schafft in einer Nacht, ihm seine Kammer randvoll macht dann könne er sich wohl durchringen, sie vor den Traualtar zu bringen. Doch wenn nicht, oh große Not, dann ist sie ganz schnell mausetot. Ich frage mich sodann: „Wer möchte schon so einen Mann? Der, wenn ihm etwas nicht gefällt, eine Hinrichtung abhält.“ Soweit kam es jedoch nicht denn ihr half ein kleiner Wicht, den wir nunmehr alle kennen, dessen Namen wir nicht nennen. Und zu ihrem großen Glück, kam er jedes Mal zurück. Zwei Mal nahm er Schmuck aus Gold. Wieso hat er dies nur gewollt? Ich kann mich noch ganz gut entsinnen, Er konnte Stroh zu Golde spinnen. Doch beim dritten Mal wollt er als Lohn, ihren erstgeborenen Sohn. Den sie ihm auch bald versprach sie wollte schnell in das Gemach und es mit dem König teilen, deshalb musste man auch eilen. Als das Kind geboren war, rote Bäckchen, blondes Haar. Kam zu ihr der kleine Wicht. Sie sagte ihm: „ Nee, kriegste nicht.“ Sie hat ihn eigentlich, ungelogen, um seinen Arbeitslohn betrogen. Und am Ende frag ich mich: „Wer ist hier nun der Bösewicht?“
© Michael Jörchel
| Geschrieben von micha221b [Profil] am 31.03.2014
Aus der Kategorie Sonstige Gedichte |
|
|
Tags (Schlagwörter):
Märchen, Rumpelstielzchen
Bewertungen
Punkte: 20 bei 4 Bewertungen. Das Entspricht im Durchschnitt 5.00 Punkte
(Punkte können mit einem neuen Kommentar vergeben werden.)
Anzahl Aufrufe: 5095
Dieses Gedicht teilen
Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
shalimee |
31.03.2014, 12:25:19 | | einfach klasse deine Betrachtung, ja in den alten Märchen gibt es viele Ungereimtheiten, z.b. Dornröschen schlief 100 Jahre und ihre Haut war sicher beim Erwachen kaum von ihrem Faltenrock zu unterscheiden, vielleicht hatte der junge Prinz schlechte Augen oder er bevorzugte ältere Damen ;-),,,lg Shalimee
|
|
micha221b |
31.03.2014, 13:30:17 | | Und wenn man die verschiedenen Straftaten berücksichtigt. Keiner wäre auf die Idee gekommen,Schneewittchen wegen Hausfriedensbruchs zu verklagen und Hänsel und Gretel begingen schamlos Mundraub und als die ältere Dame die beiden anzeigen wollte, haben sie diese gnadenlos umgebracht und als Rechtfertigung sagten sie, es wäre eine böse Hexe um den Mord, den sie an ihr begangen haben, zu vertuschen. Jaja, es war gar nicht so, wie es in den Märchenbüchern stand. Vielleicht sind die Märchen nur Aussagen der Beschuldigten, die dem Gericht, Selbige erzählt haben. ;o)
|
|
monti |
31.03.2014, 20:15:15 | | Bösewicht ich, weil sich Rumpelstilzchen ohne e schreibt und entlarvt, was hineingesehen tausaend Deutungen zulässt, aber jenseits von Wahrem verweilen muss. Micha´s Frage das Beste ist was je gehört, wenn es nicht nur ums Konsumieren sondern um Tiefe geht.
|
|
Angélique Duvier |
31.03.2014, 22:40:17 | | Deine Betrachtungen sind einfach genial,lieber Michael!
Liebe Grüße,
Angélique
|
|
micha221b |
31.03.2014, 23:02:09 | | Habt Dank Liebe Angélique und liebe monti, für eure berauschenden Kommentare. Das "e" ist absicht, zum einen eine Distanz zum Original zum anderen, eine Homage an Schulze und Schultze aus den Tim und Struppi Heften, die ich neulich wiedergefunden habe. ;o) (sag ich jetzt mal so)Zuerst wollte ich was über "Hensle und Gretle" schreiben, aber da bin ich nicht weiter gekommen. ;o)
|
|
monti |
01.04.2014, 07:32:25 | | aaah, dann willkommen Absicht und weiter so, michle ;-)
|
|
monti |
02.04.2014, 06:45:41 | | darf aber darauf hinweisen, wenn einem langgezogenen i (=ie) ein z folgt, geht das nicht auszusprechen. Eins von beiden nur. Also: wenn deine Absicht mit ie unmissverständlich ankommen soll, dann auch mit s statt z = Rumpelstielschen
|
|
micha221b |
02.04.2014, 10:42:33 | | So, damit das "e" nicht weiterhin von allem Anderen ablenkt, habe ich dieses "Problem" beseitigt. ;o)
|
|
micha221b |
02.04.2014, 10:43:43 | | Dazu fällt mir noch eine Geschichte von Ajahn Brahm ein. Eines Tages erhält Ajahn Brahm von seinem Meister die Aufgabe, rund um das Kloster herum, eine Mauer aus Backsteinen zu bauen. Ajahn Brahm, der in seinem Leben noch nie eine einzige Mauer gebaut hat, macht sich mit Feuereifer ans Werk, schafft Stein für Stein herbei, rührt Mörtel und Zement an und beginnt, Stein für Stein, Reihe für Reihe aufeinander zu bauen.
Während des Bauprozesses stellt er fest, wie schwierig es ist, eine gute und gerade Mauer zu errichten. Kaum sind die Backsteine auf dem Zement, quillt dieser an der Seite raus, die Steine verrutschen, Teile der Mauer stürzen ein usw. usf.
Trotzdem bleibt Ajahn Brahm unbeirrbar bei der Sache. Als die Steinmauer endlich fertig ist und Ajahn Brahm zufrieden sein Werk begutachtet, stellt er fest, dass in der schönen Mauer zwei Steine schrecklich schief herausragen und das ästhetische Gesamtbild der Mauer erheblich stören.
Wütend darüber will Ajahn Brahm die Steine in die Mauer zurückdrängen, doch der Zement ist in der Zwischenzeit ausgehärtet und die Steine sitzen bombenfest. Er stürmt zu seinem Meister und bittet ihn darum, die Mauer einreißen und neu errichten zu dürfen, doch der Meister untersagt ihm das. Die Mauer bleibt stehen!
Eine weitere Aufgabe Ajahn Brahms ist es, die Klosterführungen zu leiten. Nun muss er jeden Tag Besucher an dieser verschandelten Mauer vorbeiführen und sobald ihm die zwei Steine begegnen, beschleunigt er seine Schritte und führt die Menschen doppelt so schnell vorbei, damit sie bloß nicht die verhunzte Mauer bemerken.
Eines Tages kommt ein Mann, der sehr lange an der Mauer stehenbleibt und sie eindringlich betrachtet. Ajahn Brahm will ihn weiterzerren, er drängt ihn, sich doch den Rest der Anlage anzusehen. Doch der Mann bleibt stehen und sagt: ?Nein, ich möchte noch einen Augenblick diese schöne Mauer betrachten.?
?Diese schöne Mauer?? entgegnet Ajahn Brahm aufgebracht, ?entschuldigen Sie bitte, aber sind Sie blind? Wie können Sie diese verdorbene Mauer als schön bezeichnen. SEHEN SIE DENN NICHT DIESE FURCHTBAREN STEINE????
?Doch?, sagt der Mann seelenruhig. ?Ich sehe durchaus diese zwei schiefen Steine- aber ich sehe auch 998 gerade Steine und deswegen ist die Mauer schön.?
|
|
monti |
04.04.2014, 04:04:26 | | na, hätt ich bliende Kuh blos nix gesagt
|
|
monti |
04.04.2014, 16:52:55 | | Diese Geschichte ist wunderschön. Ich habe den Sinn deines Textes gleich so verstanden, wie in der Geschichte beschrieben. Ich denke, dass Thema ist: der Mensch ist nicht so blind und dumm wie er sich gibt. Man sieht mal wieder, dass viel Drumherum gemacht wird von Sehenden wie von Blinden, denn die Lösung die wie immer so nahe liegt, beide übersehen haben und sich so schreibt >Rumpelsti(e)lzchenauch wer nicht vorwärts geht kommt an< Das ist die Botschaft wahrhaftiger Meister und in diesem Fall schon in der Überschrift von Meisterschaft kündet,indem Geschlechtlichkeit ignorierend und beide Namen auf el enden. Sich des Inhalts noch gewidmet, es immer in Jammer und Elend endet obwohl mit Hänsel und Gretel als Überschrift schon die Trennung der Geschlechter meint und blamiert und vor lauter Weinen Keiner in der Lage, weiterzulesen sein dürfte = jegliches Sehen zeugt von Blindheit und erzeugt Blindheit (wunderschön dargestellt, in dem sich die Hexe einen Finger reichen lässt).Das sollte ein Meister vermitteln. Aufzeigen woran es Anderen mangelt, seinem eigenen Unvermögen auf die Knie zu fallen hat. Von dieser Wahrheit kündet und spricht die "Mär"
|
|
micha221b |
04.04.2014, 18:28:24 | | Hallo monti. Vielen Dank für deinen interessanten und ausführlichem Kommentar. Ich freue mich dass meine Gedanken so viel Teilhabe finden. PS. Das e ear wirklich nur ein Schreibfehler den ich durch laberm versucht habe eine sinnvolle Bedeutung zu geben. ;o)
|
|
monti |
05.04.2014, 20:52:24 | | ja, ich wusste das doch, es war leider zu durchschaubar, lach.... und ich war gespannt, wie du das zu Ende führst. Deine letztendliche Ehrlichkeit ist entzückend,und ein Fleisskärtchen in Sachen labern hast du allemal verdient. Hast mir viel Amüsement bereitet. LG Monti
|
|
monti |
05.04.2014, 22:04:23 | | Diesen Austausch empfinde ich persönlich als sehr bereichernd!
Im Endeffekt ist ja vieles
eine Interpretationsfrage aber es ist in jedem Fall ein Geschenk,wenn man sich da frei austauschen kann.
In diesem Sinne :-)
|
|
Sonnenkind |
11.05.2014, 18:13:59 | | Einfach toll, wie du die Märchen kritisch hinterfragst. Wie oft kam mir der Gedanke, dass Märchen nicht immer die Wahrheit bzw. das Richtige darstellen. Findet ihr nicht auch, dass Märchen eigentlich total grausam und blutrünstig sind?
In diesem Sinn, Liebst Sonnenkind
|
|
micha221b |
11.05.2014, 19:11:38 | | Na auf jeden Fall sind sie blutrünstig. Es waren ja auch eigentlich geschichten für Erwachsene, die für die Kinder etwas entschärft wurden. Sie galten auch als Warnungen, Lebenshilfe und Erziehungsratgeber die man sich, an einsamen Wintertagen, am Kaminfeuer erzählt hat. Es waren sozusagen die Vorgänger von Reality TV. Nur besser und Kommunikativer. :o)
|
|
Kommentar schreiben und Punkte vergeben
Bitte melde dich ganz oben auf der Seite an um einen Kommentar zu schreiben und Bewertungen zu vergeben |