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Winterdienst, mein Ritter.

Angekündigt lang und breit:
Morgen kommt er, morgen schneit’s.
Die weiße Pracht fällt über Nacht,
der Winterdienst gibt sich überrascht.

Der Gehweg wird schnell freigeschoben.
Stinkige Menschen in wärmenden Roben,
dicken Stiefeln, mit Schiebern und Besen
tretem dem Schnee furchtlos entgegen.

Eingefroren sind Hände und Füße,
die Erkältung schickt schon schöne Grüße.
Rotz der aus der Nase tropft,
wird am Handschuh abgetupft.

Der harte Kampf, er ward gewonnen.
Man hat den Unhold niedergerungen.
Mit den Waffen des kleinen Mannes
verwies man den Gegner klar des Ranges.

Geht man dann rein um aufzutauen,
erblickt man durchs Fenster das nackte Grauen!
Erneut überzogen von weißer Decke
glänzt die mühsam freigemachte Fläche.

Die Wege bleiben belagert von Schnee;
benutzbare Parkplätze sind passé.
Chaos auf Schienen und auf den Straßen -
der kleine Mann kann den Kampf nun lassen.

Ein Ritter wäre jetzt von Nöten,
um schnell das weiße Biest zu töten.
Kommt angeritten und mit einem Hieb
zwingt er den Drachen in die Knie.

Von weitem denkt man er naht heran.
Lautes Auto – Blinklicht dran.
Biegt um die Ecke. Wer ist das nur?
Mal wieder nur die Müllabfuhr.

Und als die Hoffnung fast verloren,
erhebt sich aus den weißen Wogen
ein Ritter in orangener Rüstung,
entgegenzutreten der Verwüstung.

Salz als Schild und Schieber als Schwert,
und falls sich der Feind noch weiter wehrt,
ist der Fahrer zu allem bereit
denn hier macht sich kein Unhold breit.

Er kämpft sich über die eisige Piste,
hakt ab die erste Straße der Liste;
da kommt er auf einmal entgeistert zu stehen:
Von der Schneepracht ist nichts mehr zu sehen.

Wärme und Regen wandeln weiß zu braun
und während die braunen Seen sich staun,
hat der Winterdienst nichts mehr zu tun.
Schiebt lustlos die Pampe beiseite. “Und nun?”

Die Menschen sollten ihm zujauchzen;
war zu allem bereit, ist zu nichts zu gebrauchen.
Lässt sich zuviel Zeit und erntet nur Hohn;
Gespött über Unfähigkeit als Lohn.

Wie jedes Jahr kam er wieder zu spät;
die Menschen haben vergebens gefleht.
Als die Kacke am Dampfen war,
sah niemand die eifrige Schiebe-Schar.

Verbittert muss der Ritter nach Hause kriechen
und wieder ein Jahr in der Halle hinsiechen.
Fällt der Schnee dann wieder in Bäuschen,
wird er kommen, die Menschen erneut zu enttäuschen.


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Geschrieben von R_Seidel [Profil] am 18.12.2012

Aus der Kategorie Sonstige Gedichte



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Tags (Schlagwörter):

Winterdienst, Ritter, Schnee, Winter

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