Über TageIch fühle mich hässlich und maskiert. Wie eine gestrichene Rose auf einem auf Hochglanz polierten Messingtablett, dessen schweres Erbe auf die Erde unter sich drückt. Ich fühle mich bleiern, wie ein unterdrückter Schrei, der nie bis an die Oberfläche durchdringt. Wie ein Vakuum in einem Raum voller Luft, wie eine umgeworfene Dose am Spieletisch, in einer Ecke einer buntbemalten Kinderstube. Ich falle in meinem luftleeren Raum, durch die vielen Laken der undurchdringbaren Lügen, die ich feinsäuberlich aufgeschüttelt habe, um mich dann jahrelang prätentiös darin zu rekeln, wie ein müßiger Kater, der die Welt außerhalb nicht mehr kennt. Ich schäme mich für jede Äußerung des Lebens. Ist sie doch nur ein Vorwand. Eine stumme Vision ohne Pigment. Eine Zweitbesetzung auf einer Bühne, deren Scheinwerfer im Raum nebenan leuchten. Ein mahagonifarbener Vorhang aus seltenster Webkunst der letzten Jahrhunderte. Ein Spinnennetz aus Neurosen der Unbegreifbarkeit des Lebens. Ein prächtiges Verlies aus Tulpen, die schön gewachsen, ihre Wurzeln verraten. Eine müde Geste des Nicht-Verschwindens, ein Kleid aus hölzernem Mieder. Eine elende Maske auf zwei Beinen, die nicht mehr blinzeln kann. Ein rothaariges Gewächs auf dem verblichenen Küchentisch, der in der altgrauen Tagesflut verkommt, zu einem starren Fixpunkt in der Zeit gewachsen. Zu einem Rad ohne Achse. Einem Löffel ohne Tiefe. Einer Zigarette an der man niemals ziehen wird. Ein Versteck mit einem unergründlichen Hinterhalt, der lauert, wie eine Puppe am beschmutzten Fenster von gestern, das die unwillkommenen Strahlen eines Lebensversprechens hereinbittet, die unendliche Ödnis bedeuten. Ein nicht gefalteter Papierflieger. Eine Vase ohne Boden. Ein erbitterter Kampf um den Platz draußen, vor den Türen. Eine Maske auf zwei Beinen, die vorgibt und unterwirft und keucht. Auf der Suche nach einem Funken roter Lebensglut, meine Adern überfordernd mit ihren Stößen, die Sehnsucht fordernd in ihrem unerträglichen Zuhause. Eine Klinge, sich ins eigene Fleisch schneidend, um die Adern zu drangsalieren, die sich verzweifelt winden, im Mark der Städte. Im Dreck auf dem Bürgersteig. Eine Sonne, die betrügt. Eine Pause, die in ihrem Antagonist, das Leben vermisst. Eine Sohle auf leerem Flur, gesprenkelt mit dem Zeitgeist der Versöhnlichen, die unverbesserliches Selbst, zurück hinter die Türen und in die Krankenbette drängen. Eine elende Maske auf zwei Beinen, ohne Furcht vor dem ältesten Gericht der Menschheit. Erhebt euch und stammelt ein Gebet auf die Gedankenflut eines Ozeans des Unbewussten. Erhebt euch ihr versäuerten Grübler, des nächtelangen Wachens in ankunftsleeren Bahnhofhallen. Vergebt mir meinen trüben Tastsinn, der auf eurer Haut brennt, wie das allererste Lebensband. Ein Hedonismus auf dem Basar der Sinne. Wo ich um mich schlag. Wie ein letzter Verrückter der Monarchie der Psychosen. An der Abrisskante des Universums.
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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
MaiMarie | 13.10.2017, 11:07:16 | ||
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