Der blinde Töpfer
Der blinde Töpfer
Die Materie auf die Töpferscheibe gelegt, den Gedanken an den Körper klar gefasst.
Mit diesem Vorsatz macht sich der Töpfer an seine Arbeit.
Er nimmt den kalten Ton in seine Hände, knetet und fühlt, anschließend taucht er sie in die Wasserschale. Gefesselt von dem Gedanken es zu vollbringen.
Und zwar perfekt.
In seinen feuchten Händen nimmt der Ton wärme und Form an. Zuversichtlich beendet der Töpfer sein Werk und stellt es zur Seite.
Skeptisch beäugt er es und beschließt eine weitere Form zu erschaffen. Auch diese wird skeptisch betrachtet. Erneut beschließt er ein neues zu fertigen und noch eins und noch eins.
Von früh bis spät erschafft er neue Körper bis er vor Erschöpfung fast zusammenbricht. Zuletzt stellt er seine Werke in den Brennofen.
Nachdem sie gebrannt und abgekühlt waren, durchfuhr ihn ein ein Schmerz. Zorn fuhr ihm durch die Glieder.
Nicht eines schien perfekt oder sogar vollkommen zu sein. Er griff eins nach dem anderen und schrie aus voller Seele:
„Misslungen!“ „Missraten!“ „Verkommen!“
Dabei zerschmetterte er all seine Mühe und Arbeit.
Bis nur noch eines übrig war.
Fassungslos und zittrig hob er den letzten Körper in die Höhe, bereit und entschlossen ihn wie die anderen davor, zu zerstören.
Doch ihm war so schwer ums Herz und seine Tränen nahmen ihm die Sicht. Gezwungen seine Augen zu schließen und seine Arme zu senken um kraft zu holen, betastete er sein letztes Werk.
Die Rundungen, die Kanten, die Rillen, den Boden, den Rand.
In dem Moment begriff er , das er in seinen Händen eine Welt hält.
Es erfüllte ihn mit wärme und es fühlte sich einfach harmonisch und gut an. Es gab keinen Grund mehr von ihm es zu zerstören.
Ein Körper beinhaltet Leben wie ein Gefäß, ein Leben ohne Körper ist undenkbar.
Geschrieben von Trementor705 [Profil] am 11.11.2015 |
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Raserei, verblendungBewertungen
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