Die Geschichte von den drei RabenEs lief dereinst Ein kleines Kind Durch einen dunklen Wald geschwind.
Es sah drei Raben Hoch im Baum, Sie waren recht stolz Anzuschau‘n.
Das Kind, es rief: „Hey, ihr drei Alten! Ihr garstig-finsteren Gestalten! Was hockt ihr da So hoch im Baum? Ihr sagt ja nichts, Lasst euch bloß schau’n!“
Sprach der Erste…
„Es ist Natur von Diesen Raben, Von diesen weisen, Alten Knaben, Dass sie sitzen in Dem Baum. Denken viel, Und reden kaum.“
Es fragte das Kind…
„Was denkt ihr da, So hoch im Wipfel? Was sind eurer Gedanken Gipfel?“
Sprach der Zweite…
„Wir denken über Dies und Das. Über die Welt Und was geschah…“
„Erklärt mir euer Denken!“
„…Wir denken über Gott und Götter, Über die Reichen Und die Bettler…“
„Erkläret euch!“
Sprach der Dritte…
„Du würdest nichts Verstehen! Würdest nicht mit Weisheit gehen!“ „Ich bitte euch!“
„Es kamen schon Viele weise Männer: Philosophen, Dichter, Denker. Alle wollten sie Von uns, Dass wir tun unser Wissen kund.
Doch keiner konnte Alles fassen, Aus unserm Wissen Weisheit schöpfen. Drum gingen sie mit Schwitzend-nassen, Und mit gar verwirrten Köpfen.“
Und das Kind, Es konnte nicht Erweichen der Schwarzen Raben Rabenschwarze Herzen.
Es musste so von Dannen zieh’n, Ohne einen Funk‘ Des Wissens Nur zu seh’n.
Doch ist es wohl Weit besser dran Als die ganzen Weisen Männer. Denn diese wurden Wirr vom Wissen Der drei Raben, Keine Kenner.
Heute sitzen diese Männer in Politik Und andern Ämtern. Reden dort ganz Unverdrossen Wirres Zeug.
So fernab von Weisheit. So fernab von Wissen. So fernab vom Denk‘ Der Leut‘, die so sind Wie du und ich:
Nicht voll von Weisheit Noch von Wissen. Doch dumm sind wir Auch wieder nicht.
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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
Rabenfeder | 15.12.2010, 19:19:34 | ||
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Rabenfeder | 15.12.2010, 21:31:56 | ||
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Profi | 16.12.2010, 16:41:47 | ||
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