Der Sarg des DamoklesUnd als ich so Hernieder lag, War es mir, Als spürte ich Die Präsenz Von einem Sarg, Einem Damoklesschwert Gleich über meinem Haupte Thronend, Das Leben und jeden Funken Glück verhöhnend.
Auch kam mir’s vor, Als kämen flüsternd Und ganz leise, Auf gar gruselige Weise, Worte aus dem Sarg heraus.
Und plötzlich ward Der Sarg verschwunden…
Ich drehte meinen Kopf Und sah: Der Sarg lag nun herunten Neben mir in meinem Bette! Und neben, auf und unter mir Türmten sich Gebeine Wie an einer Opferstätte!
Nun hört ich auch die Worte Aus der hölznern Totenkiste. Man sprach, Dass man sich nach mir Sehnte und mich fürchterlich Vermisste.
„Leg dich in den Sarg hinein, Wir laden dich zum Essen ein.“
„Nimmermehr!“, zitierte ich den Poe’schen Raben. „Bei eurer Speisung, soll ich Wohl selbst ein Teil der Speise sein. Drum leg ich nie Und nicht und Nimmermehr mich in die Totenkiste rein!“
„Nimmer willst du mit uns speisen? Sei es drum, dann laden wir Dich eben ein Mit uns zu verreisen.“
„Ins Reich der Toten, will ich meinen. Verwerft den Einfall! Mich gelüstet’s nicht danach mich mit den Euren zu vereinen!“
Aus dem Traum ich nun erwachte. „Zum Glück“, war, was ich zuerst Dachte, „war‘s ein Nachtmahr Und nicht mehr! Doch fürcht‘ ich mich noch Immer sehr.“
Um wieder zu Verstand zu kommen, Denn ich ward noch sehr benommen Vom Traum, der mich eben noch plagte, Wollte ich der Frischluft frönen und Begab mich zur Terrasse.
Doch musste ich mich, Wollt ich an die frische Luft, Begeben durch die „Büchergruft“, wie ich die Bücherei scherzhaft Oft nannte, da dort viele, meist sehr alte, Bücher und Schriften waren verborgen.
Ebenso wie allerlei an Instrument Zum Musizieren und Instrumenten Um zu Morden oder sich vor Mord Zu Schützen:
Schilde, Schwerter und Lanzetten Mit silbernen und goldnen Spitzen.
Und wie ich schritt durchs Bücherzimmer, kam mir’s vor, Als hörte ich von fern ein Wimmern.
Ich störte mich nicht weiter dran, Und ging bedacht und ruhig sodann Auf mein liebstes Werkzeug zu. Ein Schwert von unbekanntem Material, das manch geheimer Quelle nach Drachentöter Siegfried trug.
Ich nahm das Schwert vom Halter Runter und schwang’s geschickt Und schwang es munter gegen Den vorgestellten Feind.
An die Wand wollt ich es Wieder hängen, Doch wollt es nicht so recht Im engen Halter Platze finden.
Geduld, die hatte ich noch nie, Und so benutzte ich Gewalt. Doch sieh, das Schwert glitt Mir dann alsbald aus der Schwitzend-nassen Hand.
Scharf wie es war, Schnitt es mir am Hals Die Pulsschlagader auf.
Ich wusste, dass nun Alles Nimmt seinen von den Nornen Vorgeschriebenen Lauf.
Und ich wusste, dass mein Schon viel zu schwacher Körper sich aus dem Blut, Das floss in Strömen um mich Her, sich sollt erheben, Nimmermehr!
Und kurz bevor mein letztes Atmen sich vereinte mit der Kalten Winde Chor, Hörte von fern ich eine Stimme, Die mir den „Erlkönig“ setzte ins Ohr:
„Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Keiner weiß, dass es die Toten sind.“
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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
Rabenfeder | 29.11.2010, 08:36:41 | ||
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Grenzenlos | 29.11.2010, 16:13:46 | ||
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Rabenfeder | 29.11.2010, 20:22:58 | ||
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Inge Witt | 30.11.2010, 11:34:22 | ||
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Rabenfeder | 30.11.2010, 16:12:02 | ||
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Rabenfeder | 30.11.2010, 16:12:57 | ||
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Profi | 07.12.2010, 17:26:05 | ||
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Rabenfeder | 10.12.2010, 23:35:48 | ||
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Rabenfeder | 20.12.2010, 17:42:50 | ||
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Leopardin | 20.12.2010, 22:05:35 | ||
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