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Fruchtfliege Bernd

Fruchtfliege Bernd kommt in die Bar

In der er grad zuvor schonmal gewesen war.

Er sagt: “Hab ich doch glatt vergessen”

“Ich hab Hunger, ich muesst noch was essen.”



Berg-Antilope Iris arbeitet hinter der Bar.

Sie sieht das Bernd gerade schon dagewesen war.

Sie fragt: “Na , etwas vergessen?-

Ich hab mich schon gewundert,

Vorhin hast ja nicht mal gegessen!

Du warst nur da und hast da gesessen.

Du hast nicht zufaellig etwas ausgefressen?”



Bernd schuettelt traurig seinen Fruchtfliegenkopf.

Und setzt sich zu ihr an die Bar.

Er kann kaum ueber den Tresen gucken,

da er -schon immer- so klein gewesen war.



Er sagt:

“Ich mach dir jetzt ein Gestaendnis, erzaehl es aber nicht weiter.

Zum Fliegen war ich eines Tages zu faul und stieg auf eine Leiter.

Bis ich den Halt verloren hab und herunterfiel gleich einem Stein.

Immer noch zu faul zum Fliegen- liess ich es auch dann noch sein.



Unten angekommen landete ich, in einem Haufen, den jemand freches schiss.

Gruen und braun und schwarz und gelb waren die Farben, in die es mich schmiss.

Vollkommen versunken lag ich nun- in der matschigen Kacke.

Und dachte daran das dies nur Rest ist, jemandes verdaute Schlacke.



“Iiiehh”, schrie Berg-Antilope Iris,

“Das is ja eklig. Was ist dann passiert?

Bestimmt sofort daraus geflogen,

oder?

Und dich mit Desinfektionmitteln

eingeschmiert!”



“Nun ja, meine Liebe, die Sache is die, es gab da einen Wandel.

Du weisst ja, das Fruchtfliegen wie ich, normalerweise mit Fruechten anbandeln.

Doch ich, meine Gute, bin leider anders -es faellt mir so schwer das zu sagen.

Seit dem Sturz in die Scheisse musste ich jeglichen Fruechten schlicht entsagen.



“Warum?” fragte Berg-Antilope Iris,

“Haben die anderen dich verscheucht?

Die Fruchtfliegenbrueder dachten wohl,

Weil du so stinkst-du bist verseucht!”











“Nein, Antilopen-Iris, das ist es nicht. Kurz darauf war ich wieder sauber.

Die anderen haben nur komisch geguckt, sich gedacht, was ich fuer‘ne Sau war.

Da ich dreckig war, als ich ankam, doch dann wusch ich mich schnell ab.

Alles war wie immer, nur in mir war nun alles anders- und nicht zu knapp.



“Was war es denn, was da so das es die schlimm war?”

fragte Antilopen-Iris neugierig nach.

“Nur weil du in Scheisse fielst?

Sind deine Freunde alle Kinder?”



“Nein, Teuerste, darum geht es nicht. Mein Problem ist ein vollkommen anderes.

Seitdem ich in die Scheisse fiel, fiel mir auf- etwas, wohl- ganz besonderes.

Ich wusch mich ab, doch dann dacht ich mir- die Farbe mocht’ ich, als auch Geruch.

Von dem Zeug in das ich da gefallen war, es war wie ein Begeisterungsausbruch.”



“Du meinst doch nicht etwa; du willst doch nicht sagen,

das es dieser Kot war, in den du dich verliebt hast?

Meine Guete Bernd- wirklich- meinst du das ernst?

Ist das normal? Sicher, das du ihn so liebhast?”



“ Liebhaben ist kein Ausdruck, keine Frucht kann es mit Kot aufnehmen!

Ab heute- wenn ich Scheisse sehe, werde ich dort sofort hinstroemen.

Ich kann es nicht laenger leugnen, ich weiss doch was ich moechte.

Auch wenn es heisst, das alles neu waer’, das ich hervorbraechte.”



“Das ist so unfassbar. Lass mich verstehen:

Eine -Fruchtfliege- will von Fruechten absehen.

Und nur, weil sie einmal zu faul war zum Fliegen.

Fiel in die Scheisse, und blieb einfach drin liegen?

Ist es das was du mir sagen willst, ist es das ,was das ist?

Setzt dich zu mir an die Bar- frisch aus dem Prairiebueffelmist?”



“Iris, es tut mir leid, aber du bist die einzige, die ich habe.

Meine Fruchtfliegenbrueder lehnen mich ab- denken, ich bin irreparabel.

Ich werde aller Welt zeigen, ich bin von einer ganz neuen Riege.

Ich bin ab jetzt keine Frucht- mehr, sondern eine Scheisshausfliege!”



“Wenn das so ist.” Sagte Iris im nuh.

“Bin ich ab morgen eine Flussnilpferdkuh.

Dann kann jeder kommen und fragen.

Ich bin- Antilope- nur an Besuchsnachmittagen.

-Du bist was du bist, Bernd, ob du’s willst oder nicht.

Du schaust in den Spiegel und siehst dasselbe Gesicht!”





Doch Bernd entschliesst sich zu tun, was er fuer richtig haelt.

Er verlaesst die Bar, niemand, der sich mit ihm unterhaelt.

Alle schauten weg vor dem ‘Anderen’, wollen nichts wissen.

Von seinen Beduerf-, Gestaend- und Bekenntnissen.



Drum wandert er aus, in die weite Welt

Weil es keinen mehr gibt, der ihn anlaechelt.



Er sieht viele Dinge, schoene und schlechte.

Kaum einer dabei, der so denkt, wie er daechte

Er sehnt sich so nach Liebesnaechte

Einfach nach jemand vom ander’m Geschlechte.

Er findet keine Liebe, erst recht keine echte.

Er wandert und arbeit als jedermanns Knechte.

Er denkt-liegt sowas in jemand anderes Maechte?

Vielleicht weiss der Fliegengott ja- was ich moechte.

Drum macht er sich es in einem Baum zurechte

Setzt sich neben drei dummme, freundliche Spechte.

Und so mit Gebeten seine Nacht durchzechte.

Auf die eine Nacht folgen noch viele weitere Naechte.

Was ihn nach einigen Naechten schwaechte.

Nicht mehr lang haelt es ihn in der Senkrechten.

Faellt vom Baum, keiner sieht es, ausser die Spechten,

In Scheisse hinein, der Beginn von allen Gefaechten

Der Fliegengott ist wohl einer von den Gerechten.

Bernd wird begegnen- jemand’ vom ander’n Geschlechte.

Am Morgen darauf, nach all den durchzechten Naechten.





Bernd, ehemals Frucht- jetzt Scheisshausfliege, oeffnet seine Augen.

Die Sonne scheint,- hoffentlich wuerde dieser Tag nun zu etwas taugen.-

Als der Morgenschleier aus seine Augen rinnt, blickt er in zwei andere hinein.

Das schoenste Augenpaar, das er je sah, er weiss, es ist vorbei mit Alleinsein.



Unentwegt schaut er sie an und ist bei klarstem Bewusstsein.

Tritt vom Fladen, auf des Strassen Pflasterbetonstein.

Frisch aus dem Kot, nicht ungleich einem winzigem Dreckschwein.

Hat nur Augen fuer sie- edel wie edelstes Elfenbein.



“Wer bist du?Was machst du hier?- das ist mein Kot, in dem du sitzt!”

Sagte sie mit suesser Stimme. Er fuerchtet: -Bin ich abgeblitzt?-

Schnell stellt er sich neben sie, schaut in ihre Augen- braun und huebsch.

Sie war nicht einfach nur wunderschoen, sondern- sonderbar- abgoettisch.



“Ich bin Bernd.” sagt Bernd.

- “Schoen, dann hab ich dich ja kennengelernt.”

Sagt sie. -Bezau-bernd?

Ja ist sie, sagt Bernd, weit vom Aufgeben entfernt.



“ Warum ist das hier dein Haufen? Und wie ist denn dein Name?”

Sie ist zwar eine huebsche Fliege, aber sichtlich keine aufmerksame.

Doch Bernd bleibt dran, und denkt, sie ist DIE EINE Bedeutsame!

In ihr sieht er eine Leidenschaft, eine deutliche und warme.




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Geschrieben von Anonym [Profil] am 15.12.2007

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