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Der Töpfermann

Der Töpfermann, der Töpfermann,
wohnt im Wald mit Pferd und Lamm.
Hat weißes Haar und einen weißen Bart.
Das ruhige Gemüt, das ist seine Art.


Er liebt die Tiere und den Wald,
die Sonne, die durchs Blattkleid strahlt.
Er liebt den Regen und auch den Wind.
Doch ganz besonders sein fernes Kind.


Der tiefe Wald – am See gelegen,
ist des einen Fluch, des anderen Segen.
Und so zog rasch des Töpfers Weib
mit ihrem Kind in die Stadt bei Zeit.


Sein Kind, sein Kind – lebt in der Stadt.
Mit viel Beton und wenig Blatt.
Groß die Häuser aus Stahl und Stein.
Grüne Oasen? Rar, spärlich klein.


Der Töpfermann weit weg im Wald,
sieht sein Kind nicht mehr sobald.
Verbot des Töpfers Frau von vornherein,
ein zukünftiges Zusammensein.


Der Töpfermann, der Töpfermann –
überlegt, was er nun machen kann.
Einsam, traurig und voller Wut,
fasst er nun den ganzen Mut.


Will schicken dem Sohn voller Hinwendung,
zu jedem Jahrestag eine Paketsendung.


Zum ersten Geburtstag seines Kindes,
will er schenken ´was ganz Besonderes:
Er setzt sich hin und formt aus Ton,
ein Becher klein. Keramikversion!


Den Becher, rund und heiß gebrannt,
packt aus als Geschenk sein Kind gespannt.
Und trinkt seit dem ersten Lebensjahr
aus Vaters Becher, wie wunderbar!


Zum zweiten Festtag, wie soll´s sein,
formt der Töpfer einen Teller. Fein.
Für seinen fernen, kleinen Wicht,
der auspackt die Gabe mit Strahle-Gesicht.


Zum dritten Ehrentag für den Spross,
gibt es aus Ton ein braunes Ross.
Denn Groß und Klein begehrt das Pferd.
Ein Tier so edel, hochverehrt.


Im vierten Jahr muss er überlegen!
Was soll es zum Wichtel-Geburtstag geben?
Auf der Töpferscheibe dreht der Vater schnell,
den Tonklumpen und formt ganz traditionell.
Mit Schablone und seiner ruhigen Hand,
eine Milchkanne mit stabiler Wand.


Mit dem 5ten Jahr verwandelt den Schatz,
das tägliche Spielen in einen Dreckspatz.
Zum Jubiläum: 1000 Grad – im Ofen glühend heiß!
Härtet die neue Seifenschale für seinen Naseweis.


Der Töpfermann zum 6ten Wiegenfeste,
will für seinen Sprössling nur das Beste.
Knetet und formt über Stunden den Teig,
Ein Ton-Häferl für des Bubens Zahnputzzeug.


Zum Feiertag des Sohn´s im siebten Jahr,
gibt es ein´ Schutzengel aus Ton als Accessoire.
Überzogen mit Farb- und Effektglasur,
erstrahlt von nun an des Steppkes Goldfigur.


Der Töpfermann, der Töpfermann,
zeigt im achten Jahr, was er kann.
Sein Bursche groß, ein Lausebub,
soll Leben lernen und werden klug.
Steingut-Spielbrett und Schachfiguren,
lehren Lebenführung – ohne Blessuren.


Doch des Lebens beste Strategie,
lernt man ohne Vorbild nie.
Auch wenn der Bursche lerngewillt:
Es fehlt an Vaters Musterbild!


Vor dem 9. Geburtstag verschickte per Post
der Sohn einen Brief mit schwerer Kost.
Herr Vater, lieber Töpfermeister,
Du fehlst mir so, welch >>Scheibenkleister<<!
Meine halbe Kindheit ist nun vorbei,
die Trennung riss uns eins entzwei.


Ich danke Dir für alle Geburtstagsgaben.
Doch zugestanden: Mein Herz hat Narben.
Sehne, zu Füllen die Lücke tief inne´
Sehne, zu Hören deine beruhigende Stimme.


Komm mich besuchen, ich bin bereit:
Erzähle von Dir! Lehre mich Schach bei Zeit.
Es bleibt uns noch Kindheit, die verweilt –
Zeit zum Spielen. Zeit die heilt.


Der Töpfermann, der Töpfermann,
weint und erinnert, wie alles begann.
Er packt zusammen, seine Reisegut,
greift nach dem Stock und seinem Hut.


Er eilt stadteinwärts, zu seinem Jungen,
hofft zur Begrüßung nicht zu Erstummen.
Hofft sein Kind wiederzuerkennen,
die Freude, die Sehnsucht klar zu benennen.


Zu sagen, wie sehr er als Vater ihn liebe.
das ihnen hoffentlich mehr Zeit bliebe,
als das verbliebende Kinderleben,
zum Schach spielen und Beziehung pflegen.


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Geschrieben von Jenny Friedrichs [Profil] am 17.07.2018

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Tags (Schlagwörter):

Sehnsucht, Liebe, Geburtstag, Beziehung, Kind, Vater

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