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Der Lauf der Dinge

Aus deinem Zimmer klingt Musik -
ich geh g'rad vorbei und schaue hinein.
Da blickst du auf und lächelst und sagst:
Du Papa, komm mal bitte herein.
 
Wir reden zusammen über dieses und jenes,
bis du dich traust, dein Problem zu nennen
und endlich erzählest von dem Jungen,
den du vor kurzem lerntest kennen.
 
Und während du dein Herz mir ausgießt,
vergess' ich plötzlich Raum und Zeit,
und Schleier der Erinn'rung ziehen
mich in die Vergangenheit.
 
Da lacht mich ein kleines Baby an,
wie unaussprechlich war dies Glück,
Mama und ich, wir waren so selig -
ach käme dieser Moment doch zurück.
 
Was erlebten wir seitdem zusammen,
jeder Tag mit dir als Kind war schön,
ob Geburtstag, Weihnachten, Urlaubszeit,
oder gemeinsam in den Tierpark geh'n.
 
Was haben wir gemeinsam rumgealbert
und gelacht, dass so manche Träne lief -
unsere Familienbande, sie war so innig,
und das Vertrauen so unendlich tief.
 
Wir vier, wir waren ein tolles Team,
und ich als Papa, ich war dein Held,
du sagtest: das wirst du IMMER sein!
doch wusste ich, dass dies nicht ewig hält.
 
Es wird einst kommen ein anderer Mann,
dem wirst du sagen: Jetzt ich bin dein!
Und der Mittelpunkt in deinem Leben -
das werde ich dann nicht mehr sein.
 
Dann wirst du haben dein eigenes Leben,
mit Ehemann und Haus und Garten,
und ein paar süße Kinder lassen
sicher lang nicht auf sich warten.
 
Dann wirst du selbst die Mutter sein,
und freust dich, wenn wir dich besuchen,
deine Kinder werden mit uns spielen,
und uns allen schmeckt dein Kuchen.
 
Und langsam geht die Zeit dahin,
deine Mutter und ich, wir sind jetzt alt,
auch deine Kinder sind längst groß,
und unser Abschied - ist schon bald.
 
Dann nehm' ich sachte deinen Arm,
um mit dir ein Stück zu gehen,
und leise flüstern wir von Zeiten,
die nur wir noch können sehen.
 
Dann sind wir wieder in UNSERER Welt,
in der wir lebten vor so vielen Jahren -
in der Henrik und du und Mama und ich
als Familie einst so glücklich waren!
 
Da weckt eine Stimme mich von ferne:
Papa, hast du Tränen im Gesicht?
Schnell wisch' ich sie fort und antworte nur:
Mein Schatz, alles gut, es ist nichts.

© Andreas Böttcher


Avatar Kein Bild

Geschrieben von Andi [Profil] am 03.03.2015

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Tags (Schlagwörter):

Vergänglichkeit, erwachsenwerden, Abschied

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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

 Charlii 04.03.2015, 06:30:46  
Avatar kein BildJa die Zeit vergeht schnell. Aber wir müssen versuchen in diesem Moment das beste draus zumachen, denn er ist unsere neue Vergangenheit. Lg Charlii

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