>
Gedicht drucken


Wintertag


Es war ein Wintermorgen, noch bevor die Sonne aufging, beschlossen sie in den Wald zu gehen und die Landschaft nach dem gestrigen Schneefall zu betrachten, die Ruhe zu genießen und etwas entspannen zu können. Es war noch stockfinster, als sie beide durch die Tür in die bitterkalte  Winterluft traten. Er genoss den kalten eisernen Wind, welcher ihm ins Gesicht wehte und auch sie war sich ihres Gefühls nicht sicher. Der Wind war so kalt, dass es schmerzte, deshalb hatte sie sich ihre wärmsten Sachen angezogen und auch Schal und Mütze nicht vergessen, doch das Gesicht blieb unverhüllt. Die Kälte schmerzte, aber sie genossen es. Als sie sich auf den Weg machten, traten sie durch die dunkle Nacht,  welche nur vom Mondschein erhellt wurde, welchen der Schnee reflektierte. Trotz der Kälte schlenderten sie langsam über die Wege und wurden von wenigen Laternen in gelbes, warmes Licht getaucht.


Einige wenige Minuten später hatten sie den Waldrand erreicht und es begann langsam zu schneien, der Himmel hatte eine orange Farbe angenommen, nun war die Atmosphäre perfekt. Sie genossen jeden Schritt, den sie durch den frischen Schnee machten und waren froh, dass noch niemand vor ihnen seine Fußspuren hinterlassen hatte.


Sie waren alleine, in dieser wunderschönen Atmosphäre waren sie alleine, sie hatten alles für sich, niemand störte sie und alles was man hörte war das leichte sich immer wiederholende knirschen des Schnees unter den Stiefeln und vereinzelte Geräusche des Waldes.


Es war soweit, sie hatten ihr Ziel erreicht. Vor ihnen lag ein etwas größerer komplett zugefrorener See, an dessen Rand eine einzelne, verlassene Holzbank stand, welche wohl schon Ewigkeiten nicht mehr benutzt wurde. Es war ein abgeschiedener Ort, welchen er eines Tages bei einem Spaziergang alleine im Wald entdeckt hatte. Sofort malte er sich aus, wie schön es wäre mal mit ihr zusammen hier zu sein, es war ein magischer Moment. Er öffnete seinen Rucksack, befreite die Bank vom Schnee und breitete eine kleine Decke über ihr aus. Sie sah ihn fragend an, dann nahm er die zweite Decke aus dem Rucksack und dazu eine kleine Thermoskanne mit Tee.


Er lächelte sie an und ihre Mundwinkel bewegten sich leicht, ihre Augen glänzten. Sie hatten beide nicht viel zu lachen gehabt in der Vergangenheit, doch heute war ihr Moment, ihr ganz eigener. Nun sahen sie, auf der Bank sitzend, über den See Richtung Sonnenaufgang es war soweit er hatte die Zeit genau bedacht, hunderte Male war er diesen Moment in seinem Kopf durchgegangen, doch nun war es soweit. Die Sonne schob sich langsam über den Horizont und die ersten Lichtstrahlen fielen durch die Bäume. Die feinen Eiskristalle auf den Ästen der Bäume fingen an zu glitzern und auch der leichte Schnee auf dem See und die Schneeflocken in der Luft begannen zu Funkeln.


Er hatte sich Geschworen ihr nie zu erzählen, wie es so perfekt sein konnte, er hatte es lange geplant und die Bank, welche nun am Ufer stand und Richtung Sonne zeigte, war auch nicht immer dort gewesen. Wochen vorher hatte er sie entdeckt und sie eines Tages zusammen mit einem Freund ausgegraben und vom nördlichen ans westliche Ufer getragen, damit sie perfekt stand, wenn die Sonne aufging.


Er hoffte sie so überzeugen zu können. Sie waren wie für einander gemacht, doch sie hatte sich immer zurückgezogen und niemanden an sich heran gelassen, nun war sie überwältigt, so etwas hatte noch nie jemand nur für sie gemacht, immer wurde sie hintergangen und benutzt.


Er wusste das, sie hatte es ihm erzählt, was sie vorher niemandem erzählt hatte. Sie vertraute ihm sehr, das wusste er, doch hatte er nie eine Antwort bekommen, ob aus ihnen was werden könnte. Sie hatte einen Freund, das wusste er schon, aber es lief nicht gut und es gab oft Streit auch das hatte sie nur ihm erzählt, aber es war nichts neues, der Kerl davor war auch nicht besser, doch anscheinend waren sie erfolgreich mit ihrem handeln, welches er nicht einmal ansatzweise nachvollziehen konnte.


Sie schwiegen beide, während sie auf der Bank saßen, beide genossen es und sie wussten beide nicht, was sie jetzt sagen oder tun sollten.


Einige Minuten später, sie saßen mittlerweile nebeneinander und hatten sich unter der Decke zusammen gekuschelt, drehte sie langsam den Kopf zu ihm, sein Arm lag um sie und er sah ihr tief in die Augen, sie kam näher und näher...


Mit einem Satz schreckte er auf, es war ein Traum, wiedermal nur ein Traum, er hasste es wenn das passierte. Er schmiss die verwühlte Decke zur Seite, setzte sich auf und schlurfte los, ohne Licht und in völliger Dunkelheit, griff er die Zigarettenschachtel auf dem Tisch und das Feuerzeug am anderen Ende, er wusste immer wo diese beiden Dinge standen oder lagen, egal ob sie jemand anders verlegt hatte, und zündete sich eine an. Nach den ersten Zügen schaltete er den Fernseher ein, er wusste sofort, dass er heute nicht mehr schlafen würde, zu oft war das nun schon passiert. In der Schachtel waren noch fast 20 Zigaretten, die sollten reichen dachte er sich und legte sie wieder auf den Tisch, dann holte er sich eine Flasche Bier aus der Küche und sah nochmal auf die Uhr, es war zwei Uhr morgens. Ok, dachte er sich, früh genug um noch als Gute Nacht Bier durchzugehen, bei diesem Gedanken musste er schmunzeln, es war eh niemand da, den es stören könnte. Nach ungefähr zwei Stunden, fünfzehn Zigaretten und drei Flaschen Bier schlief er wieder ein und hoffte, dass er sich dieses mal nicht an den Traum erinnern würde, er wollte einfach vergessen, er wollte nichts sehnlicher als sie einfach zu vergessen und hoffte gleichzeitig endlich irgendwann nichtmehr alleine zu sein...



Avatar SiCc

Geschrieben von SiCc [Profil] am 25.12.2012

Aus der Kategorie



Logo Creative Commons
Dieses Werk ist durch die Creative Commons Lizens geschützt. Bitte bachte die Rechte

Dieses Gedicht oder ein Kommentar enthält anstößige Wörter oder Beleidigungen?

Tags (Schlagwörter):

Winter, Schnee, Liebe, Zweisamkeit, Traum, Illusion

Bewertungen

0 Punkte
Punkte: 0 bei 0 Bewertungen. Das Entspricht im Durchschnitt 0 Punkte
(Punkte können mit einem neuen Kommentar vergeben werden.)

Anzahl Aufrufe: 1972


Dieses Gedicht teilen


Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

Es sind noch keine Kommentare vorhanden. Bitte schreibe dem Autor wie du den Text findest

Kommentar schreiben und Punkte vergeben

Bitte melde dich ganz oben auf der Seite an um einen Kommentar zu schreiben und Bewertungen zu vergeben

Andere Gedichte von SiCc

Eine Krankheit die keiner versteht
Wahre Hilfe
Einsam
Tabletten
Ein Ziel
Der Kampf zu leben
Der tägliche Kampf
Ein stetiger Kampf
Ein Traum, viele Gedanken
Verschenktes Herz

Die beliebtesten Gedichte:

Unausweichlich Tod
Kraniche
Im Regen
Verwirrte Worte
Wer Sehnsucht kennt...
Fluch(t) der Träume
Still und bescheiden
Panthers letztes Schriftstück
Der Mittag
Am Abend danach

Die neusten Gedichte:

Die Anrufe
Ich warte geduldig
Das Thema
Wo Bist Du
Vertiefte Zeit...
Fluss geblättert
Bensersiel
Zuckersüß
Ares, Gott des Krieges
Gespräch in der Nacht

Oft gelesene Gedichte:

Ich liebe Dich mein Schatz
Danke an unsern Lehrer!!
An meine liebe Frau
Was ich meinen Kindern immer mal sagen wollte...
Für meine Schwester
Für meinen Schatz
Ich Denke an Dich...
Hab Dich Lieb Mama
Für mein Schatz
Meine Oma