PARADIESPARADIES (text s.cornella) Ich liege auf dem Doktortisch, und schwebe über mir, als Geist muss ich mich sterben seh'n, die Uhr auf viertel vier. Ich gehe durch die Gänge stumm, und such' das weiße Licht, ich dring' nach aussen durch die Wand, erwarte mein Gericht. Die Leiter steht unendlich hoch, dort in die schwarze Nacht, sie lehnt an dunk'len Wolken an, die nicht von schöner Pracht. Ich war bemüht als guter Mensch, dem Paradies nicht fern, dort finde ich die Ruhe gleich, und steig' die Leiter gern'. Ich nehm' den Pfad zum weißen Licht, es ist nun nicht mehr weit, ich seh' das off'ne Himmelstor, für wahr bin ich bereit. Doch ist es hier so finsterlich, ich seh' mein treten kaum, der Himmel ist voll Dunkelheit, so wie ein böser Traum. Ich höre nur ein Windgepfeif, mich fröstelt es so sehr, was ist nur mit dem Himmel los, der ist ja völlig leer. Auf Gottes Bäumen sitzt die Kräh', und keine weißen Tauben, die zogen in die Hölle längst, hinfort den dunk'len Lauben. Die Dunkelheit bald heller wird, ich gehe weiter ran, doch was ich seh' erschaudert mich, weil ich's nicht glauben kann. Das weiße Licht ein Seelenknäuel, und macht auf lang nicht satt, dem Herrgott strahlt in Finsternis, der Angst vor'm Dunkel hat. Dort liegt das schwere Jesu' Kreuz, und Christus steif darauf, er ist am Leben längst nicht mehr, doch Gott trägt weiter auf. Greift ständig in den Seelenball, und zisselt sie heraus, er presst sie in des Jesus Mund, dort in das Kieferhaus. Er beugt besessen über ihm, schiebt Seelen in den Schlund, des Sohnes Tod verkraftet nie, er wird nicht mehr gesund. Dem Christus scheint das weiße Licht, aus Munde, Aug' und Ohr, er zittert unter'm Seelenfraß, den Gott an ihm verlor. Nun möchte Gott mich greifen auch, die Hand streckt nach mir weit, doch fährt mein Geist zur Erde rab, vom Paradies befreit. Ich wache auf dem Doktortisch, sie holten mich zurück, mein Körper ist reanimiert, mir wog ein Funken Glück. Doch wo ich nun vom Paradies, verängstigt und entsetzt, weil Seelen dort bloß Futter sind, im toten Bauch zerfetzt. Drum werde ich ein schlechter Mensch, der Kirche bleib ich fort, dreh alle Kreuze auf den Kopf, die Hölle wird mein Ort. ENDE
|
Dieses Werk ist durch die Creative Commons Lizens geschützt. Bitte bachte die Rechte
Tags (Schlagwörter):
.............Bewertungen
Punkte: 30 bei 6 Bewertungen. Das Entspricht im Durchschnitt Punkte
(Punkte können mit einem neuen Kommentar vergeben werden.)
Anzahl Aufrufe: 1226
Dieses Gedicht teilen
Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
Liebeshektikerin | 11.11.2012, 15:53:50 | ||
|
sascha | 11.11.2012, 16:48:12 | ||
|
schwarz/weiß | 11.11.2012, 17:47:32 | ||
|
arnidererste | 11.11.2012, 20:29:32 | ||
|
possum | 11.11.2012, 21:38:04 | ||
|
sascha | 12.11.2012, 07:39:50 | ||
|
homepoet | 12.11.2012, 13:20:12 | ||
|
sascha | 12.11.2012, 19:14:52 | ||
|