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VERSCHLAFEN

 

 VERSCHLAFEN   (text s.cornella)

 

Dornrös'chen schläft seit langem Jahr,

der Prinz ist nicht erschienen,

erst wenn er kommt zu küssen sie,

kann sie dem Schlaf entdienen.

 

Seit Jahren liegt sie regungslos,

vom Koma überrascht,

beim Rosen pflücken fiel sie um,

als sie den Dorn erhascht.

 

Das Mädchen jung und wunderschön,

das Haar so blond und lang,

die Lippen spitzen sich zum Kuss,

damit sie wachen kann.

 

Das Leben hält ihr die Maschiene,

Ranken in den Venen,

warum das Kinde schlafen muss,

kann niemand recht verstehen.

 

Die Eltern weinen Tag um Tag,

die Tränen wie ein Fluss,

die Lebensuhr tickt immer weiter,

allen zum Verdruss.

 

Da wuchsen Rosen um das Bett'chen,

stiegen aus dem Meer,

doch bleibt Dornrös'chen trotzdem schlafend,

hoffnungslos und leer.

 

Die Jahre zogen immer weiter,

in Vergänglichkeit,

das Bett'chen wuchs mit Efeu zu,

und länger wurd' die Zeit.

 

Dornrös'chen träumt vom netten Prinz,

der küsst sie endlich wach,

da schlug sie beide Augen auf,

total zermürbt und schwach.

 

Der ewig lange Märchenschlaf,

der kam ihr vor wie Stunden,

doch schlief sie viele Jahre fest,

die Kindheit überwunden.

 

So schaut sie aus dem Fenster raus,

die Sonne lacht entgegen,

ein Apfelbaum trägt rote Früchte,

steht dort ganz verlegen.

 

Dornrös'chen will das Haare kämmen,

geht zum großen Spiegel,

sie schaut hinein und sieht sich nicht,

vom Dache rutscht ein Ziegel.

 

Sie lässt den Schrei von Schrecken los,

der Spiegel springt entzwei,

wo ist mein junger Mädchenleib,

ein Alptraum schwebt herbei.

 

Doch ist das hier kein böser Traum,

geschlafen ist genug,

die Wirklichkeit kennt keine Gnade,

trifft sie hart im Flug.

 

Das Haar ist weiß an zäher Haut,

ist hundert heut' an Jahr,

die Ahnung die in ihrem Kopf,

die wird ihr zur Gefahr.

 

Sie geht durch's große Elternhaus,

doch alle sind längst fort,

das Hund'chen das sie so geliebt,

verschwunden, ohne Wort.

 

So muss sie ganz allein' versteh'n,

sie schlief hier viel zu lang,

die Eltern von der Zeit besiegt,

die sie zum Tode zwang.

 

Die Welt dort draußen, nicht wie früher,

wird ihr schnell zur Qual,

das Herz in ihr weint sterbend aus,

befreit sie von der Zahl.

 

ENDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Avatar sascha

Geschrieben von sascha [Profil] am 07.07.2012

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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht

 HB Panther 07.07.2012, 03:12:11  
Avatar HB PantherLieber sascha....ein wundervolles,wieder vollkommendes gedicht! Ich bin überrascht,vom ablauf,diesmal blieben die wände,der boden und blut :-) Ganz stark auch wieder deine wortwahl! Auch gefallen mir jedesmal dinge die ausserhalb sind (so wie der baum und die du so schön erwähnst und das gedicht noch 1 stern plus bekommt...lieber sascha...weiter so!

 HB Panther 07.07.2012, 03:12:34  
Avatar HB Pantherohne blut,soll es heißen:-)

 glashaus 07.07.2012, 06:17:24  
Avatar glashausgefällt mir ausgeschprochen gut, lieber Sascha

 sascha 07.07.2012, 08:07:23  
Avatar saschadanke euch beiden, fand das Thema hart genug , braucht kein Blut, wobei ich nicht daheim sitze und mir überlege wie ich ein gedicht am brutalsten gestalten kann, das kommt von alleine so, danke euch, lg

 gelo 07.07.2012, 13:05:15  
Avatar gelomit ganz neuen gedanken an dieses gedicht rangegangen, ja hundert jahre schlafen - und dann hundert jahre alt aufwachen, entsetzlich - hast du mal wieder ganz wunderbar hinbekommen - hab deine gedicht schon oft in meiner schreibgruppe besprochen, da ich sie so gut finde - alle waren beeindruckt, danke gelo

 sascha 07.07.2012, 14:34:39  
Avatar saschavielen lieben dank an dich, sehr erfreut :)

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