WECHSELBALGWECHSELBALG (text s.cornella)
Der Wechselbalg, der Wechselbalg, der liegt dort in der Wiege, er sieht wie hundertvierzig aus, die Mutter, Opfer Diebe.
Denn heimlich kam das Geistervolk, sie stahlen ihr das Kind, zurück blieb bloß ein Wechselbalg, verschrumpelt, alt und blind.
Verkrüppelt scheint das Kinde nun, es kränkelt und bleibt dumm, die Mutter möcht' das nicht versteh'n, und bleibt erschrocken stumm.
Die Müllersfrau sich liebend sorgt, sie kneift die Augen zu, die Grässlichkeit des Wechselbalgs, verdrängt sie rasch im nu.
Die Ohren groß, die Augen rot, Gesicht von einem Pferd, der Wechselbalg ist grauenhaft, in seinem Bett verkehrt.
Er ist ein Gnom, ein Kobold doch, die Mutter ist noch blind, sie meint der garst'ge Wechselbalg, das sei ihr liebes Kind.
Er schlägt, er spuckt und rülpst sogar, und beißt die Katze wund, denn alles was man essen kann, das stopft er in den Mund.
Die Freßsucht dieses Wechselbalgs, die macht die Mutter bleich, er frisst drei Leibe Brot am Tag, mit blutig rohem Fleisch.
Er grunzt, er schreit und schlingt sich voll, so gierig ohne halt, die Tochter jener Müllersfrau, die ahnt das schlimmste bald.
Gestern wurd' es schlimmer noch, er ist des Teufels Brut, er fraß die Katze gar mit Fell, im Bettchen schwamm das Blut.
Die Müllerstochter außer sich, die Katze war ihr lieb, der Wechselbalg schaut finster drein, als er die Tochter sieht.
Die Tochter liest im GeisterBuch, und findet baldig Rat, erkannt dass dies ein Kobold ist, und hat die List parat.
Zum reden bringen muss man ihn, dann bricht der böse Fluch, dann ist er gleich als Gnom enttarnt, so steht's im dicken Buch.
Die Tochter rennt zur Frau Mama, und möchte es probier'n, die Müllersfrau stimmt zögernd ein, was kann denn schon passier'n.
So gehen beide an den Herd, die Eierschalen drauf, dann nimmt man eine Kanne voll, und gießt das Wasser auf.
Die Eierschalen voll mit Nass, die kochen vor sich hin, die Mutter und die Tochter nun, versteckten sich mit Sinn.
Das sah der graue Wechselbalg, und richtet sich empor, er sprach mit alter Stimme dann, und trat zum Herd hervor.
Ich bin so alt wie gar die Zeit, bin alter Vater wohl, hab Bälger zich im Gnomenreich, die sind so grün wie Kohl.
Ich sah die Eichel vor der Eiche, Fladen vor dem Vieh', doch Wasser in der Schale kochen, das sah ich noch nie.
Der Kuckuck ist nun schnell erkannt, die Mutter springt heran, und schlägt nun heftig auf ihn ein, mit ihrer schweren Kann'.
Der Wechsalbalg springt wild umher, hüpft schreiend in die Glut, schießt lachend laut zum Schornstein raus, nun wird wohl alles gut.
Und sehet da, dort an der Schwell', das echte Kind zurück, es liegt im Körbchen schlafend still, und kehrt in's alte Glück.
ENDE
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Kommentare und Punkte zu diesem Gedicht
HB Panther | 22.06.2012, 14:09:13 | ||
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sascha | 22.06.2012, 15:14:06 | ||
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HB Panther | 22.06.2012, 15:23:39 | ||
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sascha | 22.06.2012, 15:41:22 | ||
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arnidererste | 22.06.2012, 17:35:06 | ||
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sascha | 22.06.2012, 17:51:27 | ||
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gelo | 23.06.2012, 11:17:08 | ||
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sascha | 23.06.2012, 11:54:07 | ||
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