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Pacificare - Episode 14: Untergangsstimmung (Teil 1)

Pacificare - Kapitel 1 - Episode 14: Untergangsstimmung (Teil 1)

"Der folgende Inhalt spielt genau einen Tag nach Episode 13".

Irgendjemand hatte ihr gegen die Stirn geschlagen und ihr Bein tat weh. Die Wunde am Bein war fast harmlos zu bezeichnen, aber ihre Kopfschmerzen waren nicht zu verachten. Um sie herum war noch alles verschwommen, aber sie lag irgendwo auf einem kalten, harten Steinboden. Wo war sie? Was war geschehen? Serafina klammerte sich an irgendetwas fest und versuchte sich hochzuziehen. Kurz ausruhen und hinlegen würde ihr sicher gut tun. Wer hatte sie geschlagen? Wo war sie? Das Bild wurde deutlicher und kurz darauf konnte sie bereits erahnen, wo sie war. Sie lag in einem Verlies und zwar in der Burg vom König aus Xenos. Man hatte sie festgenommen und womöglich ohnmächtig geschlagen. Sie fasste sich an den Kopf. Auch dort war eine Wunde, die aber bereits vertrocknet war. Das Licht tat ihr in den Augen weh. Wer hatte ihr das angetan? Sie trug nichts bei sich. Einen alten Lumpen hatte man ihr umgehangen, weshalb sie hier unten wohl auch so stark fror. Es gab keinen Ausgang, zumindest keinen sichtbaren Fluchtweg. Wo war Eric? Wo war Gabriella? War sie überhaupt in Xenos oder etwa doch in Tinnos? Doch Serafina glaubte dieses Verlies bereits einmal gesehen zu haben. Es kam ihr bekannt vor. Hier brachte man Gefangene hin, die....die....dem Tode geweiht waren. Hier landeten alle die, die aufgehängt wurden. Sie musste sofort hier raus. Warum war sie hier? Hatte man etwa herausgefunden, dass sie die Mörderin vom König von Tinnos war? Doch wer hatte es herausgefunden und wer hatte es verraten? Wie konnte das passieren. Nur Eric wusste davon. Hatte er sie ausgetrickst und dazu bekommen, ihr Geheimnis zu lüften? War er so ein falscher Mensch? Wie konnte sie sich nur so in ihm irren? Immerhin war er der Mann von Serafinas Tochter. Ihm musste doch daran gelegen sein, dass es ihr gut ging und dass sie aus dieser ganzen Misere glimplisch heraus kam. Doch in diesem Moment wurde Serafina erst bewusst, was alles geschehen war. Wie tief sie in dieser Misere steckte. Alles hatte sich verändert. Xenos und Tinnos waren dabei, sich zu verändern. Sie selbst war nicht mehr die Gleiche, nachdem der König von Tinnos sie vergewaltigt hatte. Im Schnee. Im kalten, roten Schnee.....Kurz tauchte sie in diesen Gedanken ab, kam dann aber wieder zu sich. Wer hatte sie verraten? Wer?

In einem Verlies neben ihr lag ein alter gebrechlicher Mann, der bis jetzt noch kein Wort gesprochen hatte, auch wenn er noch lebte. Er war dünn und ausgehungert. Wie er ihr kurz darauf erklärte, hatte man ihn als Mörder des Königs vermutet, doch den wahren Mörder habe man erst danach entdeckt. Also schien ganz Xenos zu wissen, dass sie die Mörderin war. Ihm war selbst nicht bekannt, wer es war, was auch in dieser Situation nicht verkehrt war, obwohl sie von ihm als Bauer sicherlich noch Zuspruch für ihre Aktion bekommen hätte. Man hänge ihn jetzt trotzdem, erzählte er. Er sei so alt, dass er nur unnötig Platz in Xenos verschwende. Grausam. Hier wurden Menschen aus purer Berechnung einfach gehängt. Er hatte überhaupt nichts getan. Wer ordnete so etwas bitte an? Die Lage schien für beide aussichtlos. Beide würden sie am Ende am Galgen hängen. Zwar suchte Serafina nun bei vollem Bewusstsein nach einer Fluchtmöglichkeit, aber die gab es scheinbar nicht. Und wohin dann? Sie war verletzt, unterkühlt und gebrochen. Immer wieder zog ein Zug kalte Luft in die Verliese hinein. Das einzig Sinnvolle war es, mit dem alten Mann etwas mehr zu reden. Das nahm ihr und auch ihm die Angst, vor dem war bevorstand. Er sprach immer kränklicher und leiser, erwähnte noch etwas von einem neuen König. Jemand hatte den Platz wohl eingenommen. Natürlich. Derjenige, der dem König die wahre Mörderin genannt hatte, war zum König aufgestiegen. Ihm hatte Serafina zu verdanken, dass sie jetzt hier unten vergammelte. Man wusste nie, wann jemand nach unten kam oder ob man was zu essen bekam. Manchmal ließ man die Menschen hier unten auch verhungern, das ersparte manchen die Prozedur am Galgen. Doch wenn auch nur leise, war draußen Unruhe und aufgebrachtes Umherrennen zu hören. Irgendetwas schien da draußen los zu sein. Von hier unten allerdings hatte man keine Möglichkeit etwas zu erkennen oder mitzubekommen. Man hatte sie wowöglich vergessen. Niemand kam, um sie zu sprechen, ihr eine Möglichkeit zu geben, sich zu erklären und von der Nacht mit dem König zu erzählen. Ihr war Unrecht angetan worden, niemand hatte das Recht eine Frau zu vergewaltigen, auch nicht eine Bäuerin. Sein Tod war die Gerechtigkeit, die hier in Xenos immerzu fehlte. Der alte Mann war eingeschlafen. Im Schlaf selbst murmelte er allerdings noch vor sich her. Man konnte eigentlich nichts verstehen, außer "Königin". Eine Königin? Eine Frau war Königin geworden? Serafina traute ihren Ohren nicht. Eine Frau hatte sie verraten. Eine Frau hatte sie überführt. Eine Frau....Gabriella?

Aber sie wusste doch nichts von alledem. Gabriella würde so etwas niemals tun. Nein. Das musste alles ein großer Irrtum sein. Gabriella würde es nicht gut heißen und sicherlich auch nicht direkt verstehen können, aber sie würde ihre beste Freundin niemals hängen lassen. Sie wusste genau, was mit ihr geschah, wenn man sie verraten würde. Eine Königin? Wer außer Gabriella konnte das noch sein? Wer war diese neue Königin? Hatte Gabriella vielleicht etwas geahnt oder bemerkt? Vielleicht.....vielleicht hatte sie....das Gespräch mit Eric...Serafina lief es eiskalt den Rücken hinab. Ihre beste Freundin hatte gelauscht und daraufhin alles verraten? Das konnte nicht sein. Nein das konnte sie sich nicht vorstellen. Gabriella war zwar anders als sie, aber ihre Freundschaft war ihnen beiden immer sehr wichtig gewesen, wenn gleich sie auch etwas litt in der letzten Zeit. Und außerdem hatte sie mit den Morden an Kalamar und ihrer Freundin nichts zu tun und für den Mord am König einen guten Grund. Den Gabriella nicht kannte. Warum hatte sie es ihr nicht erzählt. Dann hätte sie das alles viel eher verstanden. Wieder schienen oben Menschen am Verlies entlang zu laufen oder sogar zu rennen. Dort oben war irgendetwas. Irgendetwas geschah dort oben und es war nicht gut für Xenos. Es klang fast so, als marscherten Männer durch die Stadt. Soldaten? Warum sollten soviele Soldaten durch Xenos marschieren? Man hörte auch Schreie und Hilferufe zwischendurch. Es klirrte, Dinge fielen zu Boden und zerbrachen. Dann gab es immer mal wieder einen Knall. Es polterte und rumpelte. Was war dort oben los? Der alte Mann bekam davon nichts mehr mit, denn er schlief nun fest, aber Serafina bekam alles hautnah mit. Wie kam sie hier nur raus? Wurde Xenos tatsächlich von Soldaten belagert? Wie konnte es dazu kommen? Womöglich war sie hier unten viel sicherer als dort oben, aber das beruhigte sie gerade nicht. Niemand kam, um nach ihnen zu sehen. Wo war Eric? Was war mit Tinnos? Ihre Töchter....Gabriella....Und dann hörte sie Menschen rufen. Sie schrien und schienen aufgebracht zu sein, sie hatten Angst vor etwas. Angst davor, ihr Leben zu verlieren. Doch ein Wort konnte Serafina immer und immer wieder hören. Durch all den Krawall und Krach schimmerte es hindurch, als sei es von Bedeutung für sie. Gauten. Gauten. Gauten. Serafina hatte diesen Namen noch nie gehört, aber sie nahm an, dass sich so die Männer nannten, die Xenos überfallen hatten. Sie schienen auch einen Anführer zu haben, dessen Name sie allerdings nicht verstand, auch wenn er immer wieder gesagt wurde. Gauten. Wer waren die Gauten? Was wollten sie von Xenos und Tinnos? Waren sie nur gekommen, um beide Städte vollständig zu plündern und zu zerstören? So schien es zumindest. Was für ein Rückschlag für die Bauern und beide Städte. Der nach außen gespielte Frieden war nun ebenfalls zerstört, denn richtigen Frieden hatte es ja nie gegeben. Das Jahr 1212 war fast vorüber und nun veränderte sich alles. Diese Goten machten alles dem Erdboden gleich. Womöglich überlebten dies nur eine handvoll Menschen am Ende. War sie am Ende eine davon? Hatte ihr das Schicksal diese Gauten geschickt, um nicht ums Leben zu kommen, so wie es geplant gewesen wäre? Doch dann dachte Serafina noch einmal genauer nach. Gauten. Gauten. Der Buchstabe "G" auf den Leichen. Erst ein "G", dann ein "A". GAuten. GA - uten. Und in diesem Moment fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Kalamar und Helena waren von einem Gauten getötet wurden. Nicht von Gabriella. Einer dieser Gauten musste sich bereits in der Stadt befunden haben, um alles auszukundschaften. Durch die Morde hatte er die Städte in Aufruhr gebracht, niemand machte sich mehr Gedanken um Gefahren von außen, sondern nur noch um die von innen, weil man davon ausgehen musste, dass ein Mörder frei in der Stadt umherlief. Schlau gemacht. Angst und Schrecken in der Stadt verbreiten und so dafür sorgen, dass sich niemand mehr um was anderes Gedanken macht. Dieser Spion kannte sicherlich jeden Ein - und Ausgang und konnte so seine Gefolgschaft ganz leicht in die Stadt hinein lassen. Dann war es auch er gewesen, der ihren Geheimgang entdeckt hatte. Sie hatte sich immer gefragt, wer ihn damals benutzt hatte. Durch die Westmauer musste er das erste Mal hinein gekommen sein. Er kannte hier jedes Haus und vermutlich jeden Weg auswendig. Vermutlich ging Xenos bald in die Geschichte ein. Die Stadt, die am schnellsten dem Erdboden gleich gemacht wurde und so ihrem Untergang geweiht war. Vermutlich lebte bereits niemand mehr außer ihr und dem alten Mann.

Fortsetzung Folgt!!


Euer Seralgo Refenoir


PS: Kapitel 1 endet mit Episode 15 in einem großen Finale! Derzeit schreibe ich bereits Kapitel 2, wieviele Episoden dieses Kapitel am Ende haben wird, steht derzeit noch nicht fest.



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Geschrieben von SeralgoRefenoir [Profil] am 02.09.2018

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Tags (Schlagwörter):

Mittelalter, Serafina, Gabriella, tod, König

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