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Pacificare - Episode 9: Königsklasse

"Unter euch weilt ein Mörder und schon bald wird nur noch er es sein..."

Pacificare - Episode 9: Königsklasse

Vorab: Kapitel 1 von "Pacificare" umfasst die ersten 15 Episoden. Danach geht es ohne große Pause direkt weiter mit Kapitel 2, an dem ich derzeit schreibe. Zurzeit gelingt es mir nicht immer, alle 3 Tage eine neue Episode hochzuladen, aber ich bin stets bemüht darum. Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß beim Lesen!


Der Schnee blieb noch eine ganze Weile liegen und begrub das Geheimnis um den Mörder des Königs von Tinnos unter sich. Es hatte nicht einmal drei Tage gedauert, bis man sich sicher war, dass dem König von Tinnos etwas zugestoßen war. Seine Leiche hatte zwar bisher niemand gefunden, jedoch auch nicht seinen lebendigen Körper. Man musste davon ausgehen, dass ihn jemand entführt oder ermordet hatte. In Verdacht kamen zunächst einmal die Obervasallen, weil die im Normallfall den Platz eines Königs einnehmen, wenn er verstirbt. Doch in Serafina kamen immer mehr Zweifel auf, ob der König von Xenos wirklich davon ausging, dass es einer seiner treuesten Diener war, die den König aus dem Weg räumen wollten. Dafür gab es viel zu viele Bauern, die dies viel eher herbei sehnten als ein hoch angesehener Obervasall. In Xenos herrschte immer mehr Aufruhr und die Bauern unterhielten sich angeregt über das Verschwinden des Königs. Wie sollte es jetzt weiter gehen und was hatte sein Verschwinden für Konsequenzen? Diese Konsequenzen konnte zu diesem Zeitpunkt allerdings noch niemand erahnen, denn sie waren von biblischen Ausmaß. 

Am ersten Tag des Dezembers befahl der König von Xenos allen Bauern sich auf dem großen Marktplatz zu versammeln und ihn anzuhören. Er habe eine wichtige Anküngigung zu machen, die für jeden Bauer von höchstem Interesse sein würde. Es würde etwas eintreten, was es so noch nie gegeben habe, aber er ginge dieses Risiko ein, um den Mord oder die Entführung des Königs von Tinnos aufzudecken. Restlos. Serafina wurde es im Vorbeigehen einer Sekunde übel. Wie konnte er den Mord restlos aufklären? Wie sollte sowas gehen? Man hatte seine Leiche nicht gefunden, denn der Schnee lag immer noch zu hoch. Sie hatte keine Tatwaffe hinterlassen und hatte auch keinen Grund, ihm was anzutun. Sie hatte quasi ein Alibi, so wie jeder Bürger von Xenos, denn offiziell durften sie die Stadt niemals verlassen. Von dem geheimen Unterschlupft wusste niemand etwas und gesehen hatte sie auch keiner. Oder etwa doch? Hatte man vielleicht doch den Unterschlupft gefunden und dadurch geschlussfolgert, dass es auch jemand aus Xenos getan haben könnte?

Gabriella stand plötzlich wie aus dem Nichts neben ihr und hielt ihre Hand. Sie fühlte sich ängstlich an, aber mit einem durchaus klaren "wir schaffen das" auf dem Gesicht. Sie wirkte immer noch so unschuldig und fromm. Sie glaubte an Gott und daran, dass wir irgendwann aus diesem Alptraum aufwachen und selbst einmal keine Bauern mehr waren. Doch für einen Bauern war es nahezu unmöglich einen Rang aufzusteigen. Ein Untervasall zu werden war keine leichte Sache. Normalerweise wurden diese Ränge mit den Kindern des jeweiligen Vasallen besetzt. Nur wenn es gar keine Kinder gab und auch kein Kind eines anderen Untervasallen in Frage kam, traten Notlösungen ein. Diese bezogen Bauern jedoch oft trotzdem nicht mit ein. Dann nahm man meistens das Kind eines Untervasallen aus einer anderen Stadt. Der König tauchte plötzlich wie aus dem Nichts weit vor ihr auf und rieß sie abermals aus ihren Gedanken. Er schien eine Ansprache zu halten und diese würde wohl etwas länger dauern als sonst. Niemand traute sich mehr zu sprechen, selbst Serafina nicht. Nur nicht den Verdacht auf sich lenken, dachte sie. Es war so ruhig auf dem Platz, wie nie zuvor. Man hätte eine Stecknadel gehört, wenn sie jemand fallen gelassen hätte.

"Wie ihr alle bereits wisst, ist der König von Tinnos verschwunden! Wir gehen zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch davon aus, dass er lebt, können dies aber nicht bestätigen. Da wir uns ganz sicher sind, dass hier jemand unter euch ist, der mehr darüber weiß, es uns aber niemals sagen würde, haben wir uns überlegt, den Täter schnellstmöglich zu überführen. Das macht die Sache dann für uns auch einfacher. Natürlich würde hier nie jemand ein anderes Bauernschwein verraten, als haben wir uns überlegt, den Anreiz so groß zu machen, dass niemand dieser Versuchung widerstehen kann. Wir haben euch also ein Angebot zu machen!". Serafina ging es gar nicht gut. Gabriella hörte aufmerksam und gespannt zu. Wenn sie wüsste, dass die Mörderin direkt neben ihr stand, würde sie genauso zittern wie sie gerade. "Der Anreiz musste natürlich enorm sein! Ich gehe selbst davon aus, dass hier jemand weiß, wo der König gefangen gehalten wird oder wer ihm etwas angetan hat! Da wir ihn dieser Pein nicht unnötig lange aussetzen wollen, wird es für denjenigen, der uns mehr sagt, eine unvorstellbare Belohnung geben. Derjenige, der uns den Mörder oder den Entführer nennt und damit recht behält, wird mit sofortiger Wirkung die Postion des Königs einnehmen. Sollte er noch leben, wird diese Person zu meinem persönlichen, vierten Obervasall aufsteigen." Ein Raunen ging durch die Menge. Ein Bauer konnte es tatsächlich schaffen, diesem Elend für immer zu entrinnen. Sowas hatte es noch nie gegeben. Ein Bauer konnte direkt zum Obervasall werden oder gar zum König. Alles, was man tun musste, war den wahren Täter zu überführen und ihn dem König von Xenos zu übergeben. Schlau gelöst, dachte Serafina. Nun war jeder Bauer hinter jedem her und niemand vertraute mehr irgendwem. Dieser Anreiz war riesig. Es gab Bauern, die würden selbst morden, um diese Chance nutzen zu können. Doch der König nahm noch einmal tief Luft. "Natürlich können wir es nicht unterlassen, ein solches Vergehen zu bestrafen! Mit einer Härte, die man hier so in Xenos noch nie gesehen hat! Von nun an wird jeden Tag ein Bauer wahllos ausgesucht und gehängt. Hierbei ist es unwichtig, ob er etwas damit zutun hat oder nicht. Es soll ein weiterer Anreiz für euch alle sein, den wahren Mörder so schnell wie möglich zu finden und zu entlarven, denn ansonsten wird vielleicht euer Kind, eure Ehefrau oder euer Ehemann als nächstes gehängt. Man kann nie wissen, wen es als Nächsten trifft! Und damit ihr meine Warnung ernst nehmt, fange ich mit dem hier an!". Seine Lanze durchbohrte einen ahnungslosen Mann, der einfach nur am weitesten vorne gestanden hatte. Sofort schrie seine Ehefrau laut auf, kniete sich neben ihn und weinte. Er war sofort tot. "Selbe Zeit, selber Ort!". Serafina erstickte fast an Verzweiflung, Wut und Schuldgefühlen. Dieser Mann musste wegen ihr sterben. Sie hatte nun auch sein Blut an den Händen. Wann hörte dieser Kreislauf aus Wut, Gewalt und Hass endlich mal auf? Ihr kamen fast die Tränen, als Gabriella sie anschaute und in den Arm nahm. "Ich werde versuchen, den Mörder zu finden Serafina! Wenn ich es schaffe und aus meiner Position als Bauer herauskommen könnte, kann ich vielleicht endlich auch anderen helfen! Ich habe dir doch gesagt, dass der Glaube etwas bewirken wird und nun ist es endlich geschehen!". Serafina schaute sie mit Tränen in den Augen an. Gabriella hatte den gleichen Wahn in den Augen wie die anderen. Und der König von Xenos hatte die Hetzjagd gerade erst begonnen. Morgen würde wieder jemand sterben. Solange bis Serafina es zugab. Sie hatte das Schicksal dieser Menschen nun mehr in der Hand, als jemals zuvor. Und vielleicht war es sogar Gabriella, die morgen nicht mehr lebte und vom König durchbohrt wurde. Würde ihre Lüge das Leben ihrer besten Freundin kosten? Und was würde sie tun, wenn es morgen wirklich Gabriella traf?

Fortsetzung Folgt in Kürze!!

Euer Seralgo Refenoir



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Geschrieben von SeralgoRefenoir [Profil] am 31.03.2018

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Tags (Schlagwörter):

Mittelalter, Gabriella, Serafina, 1212, Vasallen, König

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