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Pacificare - Episode 8: Blut an wessen Händen
"Veränderungen erkennt man daran, dass Menschen in Aufruhr geraten..."Pacificare - Episode 8: Blut an wessen Händen
Immer wieder klatschten seine Hände in ihr Gesicht. Er drang an Stellen in sie ein, an denen sie danach wohl für immer taub sein wird. Der Schweiß von seiner Stirn vermischte sich mit der Spucke seines Mundes und die Erregtheit seiner Augen spiegelte sich in einem lauten Stöhnen wieder. Überall Schnee. Auf ihm sitzend hatte sich die Perspektive plötzlich verschoben. Sie fühlte sich befreit und überlegen. Immer wieder stach sie auf ihn ein. Kein einziger Schrei, nur weinroter Schnee. Der König ist tot. Der König ist tot. Der König ist tot...
Schweißgebadet wachte Serafina in ihrer Hütte auf und schaute sich orientierungslos um. Ihre Hände waren voll mit Blut. Es war überall verteilt und sie selbst wusste kurz gar nicht mehr, was geschehen war. Sie hatte den König von Tinnos ermordet. Er hatte sie ... er hatte sie vergewaltigt letzte Nacht. Auf sich herunter schauend, erkannte sie einen Blutfleck zwischen ihren Beinen. Sie war verletzt. Ihre eigene Hütte wirkte auf sie fremd, was wahrscheinlich aber daran lag, dass sie völlig erschöpft, übernächtigt und halb erfroren war. Jede Bewegung wirkte wie in Zeitlupe und die Ansicht war verschwommen. Umso glücklicher war Serafina, dass im gleichen Moment Gabriella zur Tür hinein kam. Was würde sie wohl zu all dem Blut sagen? Sie würde Fragen stellen und dann erfahren, dass Serafina einen Menschen, wenn gleich auch nur einen König, umgebracht hatte. Sie hatte jemanden erstrochen und damit ein Leben beendet. Das widersprach jeder Überzeugung von Gabriella, da sie niemals Gewalt anwendet oder jemandem etwas zuleide tun würde. Konnte ihre Freundschaft dies überstehen? Noch nie zuvor wie jetzt schienen die beiden Freundinnen auseinander zu driften. Ihre Ansichten über Gott und die Welt waren schon immer sehr weit auseinander gewesen, aber jetzt war es wieder anders. Töten war für Gabriella eine Todsünde. Diese Überzeugungen hatte sie in den Betstunden dieser merkwürdigen Sekte errungen. Eine kleine Gruppe aus Frauen, die sich einmal wöchentlich heimlisch trifft und über Gott und seine Ankunft schwafelt. Der Erlöser aller Bauern. Wie lächerlich. Gott konnte Serafina hier nicht mehr raushelfen. Doch plötzlich rieß sie etwas aus ihren Gedanken. Gabriella hatte noch jemanden bei sich. Es war ein Mann. Es war.... es war der König. Der König von Xenos. Sie zeigte auf mich und behauptete, ICH hätte den König von Tinnos ermordet. Wie konnte sie mich nur verraten...wie konnte ihr unsere lange Freundschaft nur so egal sein...wie konnte sie mir das nur antun...
Serafina wachte erneut auf. Sie hatte wieder nur geträumt. Gabriella saß besorgt neben ihr und schaute nach draußen auf den vielen Schnee. Es schneite immer noch mäßig. Es war der elfte November und wie es aussah, war dies der heftigste Schneesturm seit vielen Jahren geworden. Gabriella wirkte besorgt und zugleich bedrückt. Ihr lag wohl schon lange etwas auf dem Herzen, denn seit dem Zwischenfall in ihrer Betstunde, hatten die beiden es versäumt, nochmal ausführlich darüber zu sprechen. Gabriella hatte Serafina versprochen, nach der der Betstunde zurück aufs Feld zu kommen und mitzuarbeiten, was sie aber nicht getan hatte. Dadurch hatte es Serafina nicht mehr geschafft, die ganze Arbeit aufzuholen und musste Konsequenzen über sich ergehen lassen, die sie sich gerne erspart hätte. Stattdessen trieb sich Gabriella erneut länger mit dieser Sekte herum und wurde von diesen völlig entarteten Frauen mit Peitschenhieben bearbeitet. Warum hatte sie sich von diesen Frauen auspeitschen lassen? Und das auch noch freiwillig? Meinten diese Irren etwa, dass Gott schneller kommen wird, wenn jemand zu Tode gepeitscht wurde? Doch Gabriella versuchte einen ersten Erklärungsversuch. Sie tat dies nicht, um Gott damit zu gefallen. Sie tat es, um die vielen Peitschenhiebe ihres Untervasallen Kalamar zu verkraften. Bei den ersten Malen war sie vor Schmerzen ins Koma gefallen und Kalamar hörte selbst dann nicht auf, zu schlagen. Erst jetzt erfuhr Serafina, dass Kalamar ihre beste Freundin auch oft heimlich auspeitschte, nur weil es ihm gefiel. Gabriella wusste keinen Ausweg mehr, außer die Schmerzen ertragbar zu machen. Den Frauen, die das tun, tat sie damit ebenfalls einen Gefallen. Sie waren von ihren Männern oder anderen Vasallen erniedrigt oder sogar vergewaltigt worden...
Und immer wieder drang er in sie ein. Er war nun ein Teil von ihr. Spucke glitt über ihre Wangen hinab in den Schnee. Da spuckte er plötzlich Blut. Eine Fontäne ertränkte beide in einem Meer aus rotem Wein. Das Messer fest in der Hand...
Serafina wurde erneut aus ihren Gedanken gerissen, als Gabriella sie fragte, ob sie auch zuhöre. Doch Serafina konnte sehr gut verstehen, warum Gabriella dies getan hatte, wenn gleich sie ihr versprechen musste, nie mehr sowas über sich ergehen zu lassen. Es war schlimm genug, dass Kalamar sie peitschte. Diese Frauen in ihrer Gemeinschaft mussten sich in Zukunft ein anderes Opfer suchen, das sie auspeitschen durften. Gabriella versprach es. Doch in die Betstunden werde sie weiterhin gehen. Sie gaben ihr eine Form von Mut und Überlebenswillen. Jeder brauchte in dieser grausamen Welt etwas, an das er sich festhalten konnte. Für Gabriella war es die Religion und diese Gemeinschaft. Für Serafina war es ... war es .. war es vielleicht ... Sie schluckte. Sie hatte außer Gabriella niemanden mehr, dem sie sich anvertrauen konnte. Es gab niemanden mehr, der ihr helfen konnte. Sie überlegte ganz kurz, von dem zu erzählen, was in der letzten Nacht geschehen war, aber sie tat es vorerst nicht. Denn trotz der Stille in Xenos, konnte man es förmlich spüren, dass etwas in Aufruhr gekommen war. Irgendwie lag etwas in der Luft. Man werde den König in Tinnos bald vermissen und ihn suchen lassen. Wenn der Schnee verschwunden war, würde man seine Leiche ganz leicht finden, wenn nicht sogar schon vorher. Und dann würden alle auf die Suche nach dem Mörder gehen. Beweisen konnten sie ihr nichts. Sie hatte das Messer in den Schnee geworfen und eigentlich durfte sie nachts auch gar nicht aus Xenos raus. Es musste also jemand aus Tinnos gewesen sein. Doch es ging alles viel schneller, als man vermutet hätte. Als Gabriella und Serafina etwas später durch den hohen Schnee wateten, konnte man hoch oben am Schloss vom König bereits aufgeregtes Umhergelaufe erkennen. Dort oben wusste man bereits genau, was geschehen war. Sie schienen alle in heller Aufregung zu sein. Jetzt mussten sie sich nur noch ordnen und überlegen, wem sie dies anhängen würden. Die Bauern würde es sicherlich am Härtesten treffen. Was hatte sie nur getan. Sie hatte einen Menschen getötet. Sie hatte den König von Tinnos getötet. Wie lange würde es dauern, bis sie ihr auf die Schliche kamen? Ihr Blick streifte den des Königs. Er hatte sie von hoch oben aus gesehen. Und dieser Blick versprach nichts Gutes. Und dann hörte es plötzlich auf zu schneien...
Fortsetzung Folgt (ab sofort alle 3 Tage!) !!
Euer Seralgo Refenoir
Geschrieben von SeralgoRefenoir [Profil] am 18.03.2018 |
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Serafina, Gabriella, 1212, MittelalterBewertungen
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