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Pacificare - Episode 5: Ein Sturm wird kommen

"Jede Freundschaft hat ihre Grenzen. Erreicht man diese, beginnt es wehzutun....."

Pacificare - Staffel 1 - Episode 5: Ein Sturm wird kommen

Sofort hatte Gabriella fünf Finger im Gesicht. Ihre Wange schmerzte ebenso wie ihr Rücken und Kalamar war noch nicht mit ihr fertig. Er trat mehrmals nach, bis sich Gabriella am Boden krümmte. Serafina wusste erst nicht, ob sie dazwischen gehen sollte. Den Aufstand zu proben, konnte auch sie zum jetzigen Zeitpunkt das Leben kosten. Doch dann kam ihr eine rettende Idee, als ein Tritt in Gabriellas Gesicht, ein Augenlid zum Aufplatzen brachte. Es war höchste Zeit ihr zu helfen. Serafina erklärte Kalamar, dass sie Gabriella bereits bestraft habe. Sie habe nicht richtig gearbeitet und deshalb Peitschenhiebe von ihr bekommen. Sofort schaute er nach und ein Lächeln flog über sein Gesicht. Er konnte es kaum glauben, dass Serafina so gut durchgreifen konnte, wenn es drauf ankam. Es war ihm unlängst bekannt, dass die beiden eine lange Freundschaft pflegten. Dass sie ihre beste Freundin mit der Peitsche bearbeitete, freute ihn mehr, als das blutige Augenlid, das er ihr verpasst hatte. Er ließ augenblicklich von ihr ab und befahl einem anderen Arbeiter auf dem Feld, sie am Marktplatz an einem Faß festzubinden. Dort bliebe sie ohne Essen, bis ihre Wunden verkrustet waren. Erst dann hatte Serafina die Erlaubnis, sie abzubinden und zu versorgen. Gabriellas Augen waren rot und verquollen. Warum hatte sie nicht auf Serafina gehört. Warum hatte sie ihre Freundin auf dem Feld im Stich gelassen? Serafina selbst war ebenso verärgert über ihre Freundin und über das, was sie heute getan hatte. Sie hatte Serafina zum ersten Mal im Stich gelassen und war mit einem blauen Auge davon gekommen. Es hätte sie beide viel mehr als ein bisschen Blut kosten können. Gabriellas Wunden waren nicht ungefährlich und Serafina musste nun versuchen, alle Wunden in der Nacht so gut wie möglich zu behandeln, ohne dass jemand etwas mitbekam. Unbehandelt würden sie aufplatzen, sich entzünden und eitern. Die Peitschen waren mit Dreck aus dem Stall übersät. Ihre Gedanken kreisten im Kopf umher. Gabriellas schlimmen Verletzungen, ihre eigene Wunde und dann noch ihre Töchter, die vielleicht gar nicht mehr lebten. Serafina hatte die Hoffnung, dass ihre Wunde in wenigen Tagen soweit verheilt war, dass sie wieder richtig arbeiten konnte. Solange musste sie eine vorgetäuschte Gesundheit vorspielen. Viel Schlaf würde sie in den kommenden Nächten nicht bekommen. Der Anblick auf dem Markt war fürchterlich, als sie an Gabriella vorbei ging. Sie war mit einem Seil an ein Faß gebunden. Ihr Kopf hing nach unten und sie wirkte leblos und blass. Es ging ihr nicht gut. Sie war ein guter Mensch und ihre Schuldgefühle Serafina gegenüber taten ihr womöglich mehr weh, als die Wunden an ihrem Rücken und dem Auge. Was hatten diese Frauen nur mit ihr gemacht? Warum hatte sie sich von ihnen auspeitschen lassen? Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte Kalamar sie beide zu Tode geprügelt. Gabriella hatte Glück, dass Serafina eine solch gute Lügnerin war. Die Ausrede hatte ihnen wirklich das Leben gerettet. Kalamar erwartete von Serafina und den anderen allerdings noch härtere Arbeit ohne Pausen in den kommenden Tagen. Der Verlust des heutigen Tages musste aufgeholt werden. Das war schwer genug für Serafina. Nachts musste sie schauen, dass sie heimlich zu Gabriella kam, um sie zu verarzten. Niemand sonst würde sich trauen, auch nur in ihre Nähe zu gehen, aus Angst, man könnte ihn oder sie entdecken. Gabriella wäre ohne ihre Freundin hoffnungslos verloren. Die Gedanken an ihre, vielleicht toten, Töchter brachte Serafina fast um den Verstand. Dies war kein guter Tag gewesen. In der Nacht hüllte Serafina ihre Freundin in Laken ein, damit sie nicht zu sehr fror, auch wenn sie trotzdem vor Kälte fast umkam. Sie gab ihr etwas zu essen und verarztete ihre Wunden. Kalamar bekam von alledem nichts mit.

Als Serafina eines Nachts neben Gabriella saß, die bereits 2 Tage in der Kälte überlebt hatte, flüsterte sie ihr etwas zu, dass sie zunächst gar nicht verstand. Eine Entschuldigung war Teil ihrer Worte, aber Serafina hatte ihr längst vergeben. Die harte Arbeit von Kalamar konnte sie nicht unterkriegen und das Korn war fast komplett im Stall. Ihre eigene Wunde war mittlerweile gut verheilt und Gabriella auf dem Weg der Heilung. Ihr Auge sah noch rot aus, aber nicht mehr so schlimm wie zuvor. Die Kälte betäubte die Schmerzen recht gut. Wenn alles gut lief, durfte Gabriella bald zurück ins Dorf. Doch Gabriella bestand darauf, dass Serafina ihren Worten lauschte. Sie habe etwas gesehen. Serafina wusste nicht, was sie meinte oder wen sie gesehen haben könnte. Nicht wen, sondern etwas, flüsterte ihr Gabriella zu. Ein ganz schlimmer Schneesturm wird das Dorf erreichen und uns alle unter Bergen von Schnee begraben. Woher konnte sie das wissen? Hatte ihr das jemand gesagt oder hatte sie es erfunden? Woher konnte sie denn etwas wissen, was in der Zukunft lag. War sie jetzt auch eine Hellseherin? Wer hatte ihr denn diesen Quatsch erzählt? Doch das war noch nicht alles, was Gabriella von sich gab. Sie habe noch etwas anderes gesehen. Sie werde Serafina sehr weh tun müssen oder selbst sterben. Was zur Hölle redete sie da zusammen? Wieso sollte sie ihr weh tun? Gabriella konnte keiner Fliege etwas zu leide tun und würde sicherlich niemals eine Hand gegen einen Menschen oder ein Lebewesen erheben. Hatte sie Fieber? Was war mit ihr los? Ein Schneesturm über Xenos und Tinnos? Eine Situation, in der sich Gabriella entscheiden musste, ob sie Serafina weh tat oder ihr eigenes Leben verlor? Wie sollte denn solch eine Situation zustande kommen? Niemand konnte sie zwingen, Serafina etwas anzutun, mal davon abgesehen, dass sie dabei keine Chance hatte. Doch Serafina bekam in demselben Moment eine Gänsehaut, als sie darüber nachdachte. Eine Schneeflocke, winzig und klein, landete auf ihrer Nase. Sie blieb nicht lange darauf liegen, da sie sofort schmolz. Nein das konnte nicht wahr sein. Gabriella hatte sicher Fieber und eine einzige Schneeflocke war kein Beweis. Doch dann landete plötzlich eine weitere Schneeflocke auf Gabriella. Und noch eine. Und kaum hatte sich Serafina damit abgefunden, dass es womöglich anfing zu schneien, setzte starker Schneefall ein und Kalamar befahl ihr, Gabriella abzubinden und ins Haus zu bringen. Ein Schneesturm wird kommen und er wird uns alle begraben. Sicherlich nicht. Man konnte jedem Wetter entkommen. So weit würde es sicherlich nicht kommen. Während Serafina die Wunden von Gabriella weiter versorgte, schaute sie immer wieder nach draußen. Es schneite andauernd und der Boden war bereits mit einem pudrigen Weiß überzogen. Ein leichter Wind wehte und die Kälte zog durch alle Löcher. Ein Schneesturm wird kommen und uns alle begraben. Und wir werden in eine Situation kommen, in der ich dich verletzen muss. Serafina konnte nicht glauben, dass so etwas wirklich eintreten würde. Entweder werde ich dich verletzen oder ich sterbe selbst. Ohne Gabriella konnte sie aber nicht leben.

Fortsetzung Folgt!! :)

Euer Seralgo Refenoir
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Geschrieben von SeralgoRefenoir [Profil] am 15.12.2017

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Tags (Schlagwörter):

Pacificare, Mittelalter, Serafina, Gabriella

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