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Preußen '44



Das Ortsschild blindlings liegen lassend,

so stürmt die rote Flut heran,
sein Testament verfrüht verfassend,
starrt mich mein alter Vater an

Er klatscht die Silben auf den Fetzen,
bestürmt die Schwester nebenher,
es ist in etwa abzuschätzen,
dass sie ihm westwärts lieber wär'

Nun starrt er auf die kahlen Wände,
fast selig, da ich folgsam war,
ein Bild, zerstört durch meine Hände,
in letzter Zeit ihm Furcht gebar

Zermürbt, mit Hängen und mit Würgen
erstickt er Mutters Tränenfluss,
kann nicht für Milde sich verbürgen,
vertröstet sie mit einem Kuss

Mein Schwesterlein beginnt zu weinen,
ich rede tröstend auf sie ein,
will nur nicht hilflos jetzt erscheinen,
und wahre selbstlos hohlen Schein

Ich führ' Sie in des Kellers Schwärze,
wobei uns stumm die Mutter lenkt,
den kleinen Händen eine Kerze
hab' eifrig lächelnd ich geschenkt

Kann mir die Tränen noch verwehren,
mein Herz an ihren Ohren dröhnt,
wenn erst die Roten uns beehren,
hilft nichts, was irgendwie beschönt

Der Schweiß nässt meines Vaters Wangen,
den nur ein Wunder retten kann,
denn mitgegangen, mitgefangen,
er war dabei, von Anfang an..

Jetzt, mit des Krieges letzten Jahren,
bin ich mit fünfzehn Manns genug,
den Hof vor Feinden zu bewahren,
wie es der Volkssturm an mich trug

Im Rücken meines Alten Rufe,
so stürme ich das Tageslicht,
erreiche bald die letzte Stufe,
mein Pflichtgefühl verkehrt man nicht

So kommt es, dass mein Leib getroffen,
und mit der Waffe in der Hand,
die großen Augen panisch offen,
aus diesem Leben wird verbannt

Das Dröhnen stirbt, bleibt nur das Johlen, 
das in die Keller sich verdrückt,
das meinen Liebsten, Gott befohlen,
erbarmungslos zu Leibe rückt


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Geschrieben von Lars Abel [Profil] am 16.06.2016

Aus der Kategorie Sonstige Gedichte



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Tags (Schlagwörter):

verderben, Volkssturm, Preußen, Krieg

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