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Witze: Wann fangen sie an, wann hören sie auf

In Deutschland gilt die Freiheit der eigenen Meinung und der Kunst. Nicht selten leiden einige Menschen darunter, wenn man über sie, ihre Religion oder andere Dinge Witze reißt. Gibt es Regeln, wann Witze definitiv zu weit gehen?

Christian Wulff, Deutschlands ehemaliger Bundespräsident, predigte den Satz:

Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.

Für den stern leitete das Meinungsforschungsinstitut Forsa eine Umfrage ein, die dieser Behauptung auf den Grund ging. 52 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass der islamische Glauben keineswegs Teil der deutschen Gesellschaft sei.

Wie dem auch sei, Nuhrs Job ist es, sich über etwas lustig zu machen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und zensiert auch nicht die Wahl seiner Themen, welche so frei wie dieses Land sind. Nuhr nahm Sätze in sein Programm, wie: ?Der Islam ist nur tolerant, wo er keine Macht hat.? Ein weiterer Witz: ?Im Islam ist die Frau zwar frei, aber in erster Linie davon, alles entscheiden zu müssen.? Diese Witze kann man durchaus als belustigend beschreiben - und doch fühlen sich die Betroffenen gekränkt. Einige Menschen werfen Nuhr sogar vor, er hätte sich über den Wertehaushalt einer Religionsgemeinschaft lustig gemacht. Ein Muslim-Aktivist aus Osnabrück ging so weit, Anzeige zu erstatten. Seiner Meinung nach ist Nuhr ein Hassprediger.

Kennt Humor keine Grenzen?

Ein Blick auf die Webseite http://www.twitze.de/, die zahlreiche Witze in ihrer Datenbank fasst, zeigt, wie umfangreich die Kategorien sind. Es gibt Witze über praktisch alles: Blondinen, Ärzte, Italiener und vieles mehr. Warum also sollte ausgerechnet eine bestimmte Gruppe über Witze empört sein?

Immer wieder ist davon zu hören, dass Kunst alles darf und es für Satire keine Tabus gibt. Diese Sätze stimmen nicht. Richtig wäre es, dass Kunst fast alles darf und es für Satire nahezu keine Tabus gibt - letztendlich hat alles seine Grenzen. Es ist nicht in Ordnung, wenn mit dem Tod anderer Menschen Spott getrieben wird, so wie es im Sommer dieses Jahres im Bayerischen Rundfunk geschah. Die Satirekolumne ?Süßstoff der Woche? und ihr Autor Christoph Süß stellte darin Terrorismus als einen westlichen Propagandatrick dar und verhöhnten damit die Opfer. Der Artikel wurde inzwischen von der Webseite entfernt, bleibt aber weiterhin über den Google Cache erreichbar.

Anhand des Artikels wird klar, wo die Grenzen für Witze aufhören. Witze sind in der Regel fiktive Geschichten, die zur Belustigung des Volkes dienen. Sie beruhen in der Regel nicht auf reellen Erfahrungen, und wenn doch, handeln sie sich nicht von schrecklichen, traumatischen Ereignissen.

Die Grenzen verletzen: Aus klassischen Klischees werden Witze

Das oben genannte Beispiel hat jedoch nicht mit den am Anfang des Artikels angesprochenen Witzen über den Islam zutun. Dort handelt es sich um harmlose Übertreibungen, bei denen man niemandem auf den Schlips tritt. Und dennoch sorgen Witze immer wieder für Aufregung in den Medien. 2008 eröffnete der deutsche Kabarettist Steffen Möller sein Programm ?Streifzug durch die deutsch-polnischen Befindlichkeiten? mit diesem Witz:

Ein Großvater schaut sich mit seinem Enkel ein altes Fotoalbum an. Darin ist der Großvater als Junge in Uniform zu sehen. ?Opa, wer ist denn der Mann da mit diesem quadratischen Schnauzbart?? Sein Großvater antwortet: ?Das ist der Hitler, der war ein ganz Böser!? ?Opa, warum streckst du denn deinen Arm so nach oben?? Der Großvater: ?Ich habe Gerufen: Halt, Herr Hitler, bis hierhin und nicht weiter!?

Den Zuschauern gefiel dieser Witz. Kein Wunder, Steffen Möller ist in Polen ein Medienstar. Er spielt in einer beliebten Seifenoper mit und nimmt an zahlreichen Showprogrammen teil. Seine Witze über Polen begann er 2008 nach einer zehnjährigen Pause. Und dennoch reichten sie aus, um negative Schlagzeilen zu machen. Das polnische Magazin Wprost behauptete, Polenwitze wären im Nachbarland an der Tagesordnung. Die Herabsetzung der Polen sei laut Ansicht des Magazins ein akzeptiertes Thema in der Gesellschaft Deutschlands. In Wirklichkeit sind diese Witze wohl nur noch selten in irgendeiner abgelegenen Kneipe oder beim Kölner Karneval zu hören.

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