Wir abgenabelt
Das Leben rollte uns in Situationen,
die keiner verstand, die sich selbst
im Augenblick der Sichtung auflösten.
Im Drama lag die Zeit gefangen, jene
verweigerte Bitte der Stille, als die
Dinge der Welt im Raum zerbarsten
und kein Ohr den Beschimpfungen
standhielt, es kochte die Seele im
Kopf, das Meer wurde schaumig,
es klebte Speichel am Ufer, dein Blut
lief quellwärts zur Bergader, klar nur
der nackte Körper, gehärtet im Wort.
Der Vater mit Daumenschrauben, die
Mutter mit Lachsalven und genähten
Handtüchern, ein Traum zog ein,
mit Sturm vermischt, eben denkbar
an der Schwelle zum Abgrund.
Dann stieß die Infragestellung durch
das regenbogenfarbene Fenster, es
klirrte, unsere Sprache hatte vorzeiten
die Zunge verloren, kurz vor dem
Nachhauseweg, am Ende der Nichtsagerei,
als die Wolken umgefallen waren, stieg
wie Phönix aus dem Aschehaufen eine
neumarkierte Wirklichkeit, mit dir, mit mir,
im kühlen Schritt haben wir uns neu gefangen,
in der Welt ohne Farbe, dem schwarzen
Kellerloch, wo wir schliefen und die Liebe
entdeckten, allumwässert nach Flutung
der Bleibe, es blieb nur eine kurze Rast,
mit geschlossenen Lippen zeigten wir
mit geballten Fäusten auf unsere offenen
Augen. Es war nur ein Wunsch, kein Befehl,
eine verdauliche, ehrliche Konstellation.
Tosende Tage, schweigsame Nächte,
als wir zurückschauten schliefen alle
Menschen.
(C) vh 1967
Geschrieben von Volker Harmgardt [Profil] am 06.06.2017 |
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Tags (Schlagwörter):
Leben, Stille, bergader, Seele, speichel, Blut, Vater, Mutter, sturm., abgrund, farbe., Lippen, fäuste, WunschBewertungen
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